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Ausstellung über klimagerechtes BauenMit Dung gedämmt

Eine Ausstellung im Jahrhunderthaus Molfsee zeigt die Geschichte klimagerechter Bauprinzipien. Sie soll helfen, auch heute klimaschonender zu bauen.

Fotos zeigen, wie verschiedene Bauprinzipien über die Jahrhunderte umgesetzt wurden Foto: Markus Dewanger/Molfsee

Eine Dämmschicht aus Dung, ein aufgeplustertes Seegrasdach oder eine grüne Oase im Innenhof: Seit Menschen Häuser bauen, suchen sie nach Möglichkeiten, um die Temperatur in den Wohnräumen angenehm zu machen. Die Ausstellung „Wohltemperiert. Für klimagerechte Architektur“ im Jahrhunderthaus des Freilichtmuseums Molfsee bei Kiel zeigt mit Fotos und Nachbauten solche baulichen Prinzipien. Der Blick zurück soll der ­Architektur von heute helfen, energiesparender zu bauen, wünschen sich die Verantwortlichen.

Rot, violett und orange leuchten die „Thermografien“, die der slowenische Fotograf Klemen Ilovar mit einer Wärmebildkamera gemacht und so bearbeitet hat, dass sie wie abstrakte Kunst aussehen. Die ­farbigen Riesenbilder finden sich im Vorraum der eigentlichen Ausstellung.

Die nimmt einen Saal im Untergeschoss des Jahrhunderthauses ein. Von der Decke hängt Baumwollstoff in gleichmäßigen Wellen: Das macht den Raum niedriger und damit leichter zu heizen. Wie dieses und andere Bauprinzipien im Laufe der Jahrhunderte in Häusern umgesetzt wurden, zeigen 50 Schwarz-Weiß-Fotos mit historischen Bauten. Sie entstanden ursprünglich für eine Ausstellung im slowenischen Pavillon der Architektur­biennale 2023. Dazu seien 50 Architekturbüros in ganz Europa gebeten worden, regionale Vorbilder für ihre heutige Arbeit zu nennen, berichtet der slowenische Architekt Jure ­Grohar, ­einer der Verantwortlichen der ­ursprünglichen Ausstellung.

Bauen mit Seegras und Stroh

Das Team des Freilichtmuseums um Leiterin Kerstin Poehls und Kuratorin Babette Tewes hat die Arbeiten nach Schleswig-Holstein geholt, den Raum dazu gestaltet und Gebäude auf der Freifläche des Museums identifiziert, in denen sich die Ideen wiederentdecken lassen.

Nicht alles passt noch ins Hier und Heute: Sich das Haus mit dem Vieh teilen oder im Winter in einem Raum zusammenrücken, stieße vermutlich auf wenig Begeisterung. Aber Naturmaterial wie Seegras oder Stroh als Dämmung zu verwenden – warum nicht, findet ­Innen- und Bauministerin Sabine ­Sütterlin-Waack (CDU), die zu den ersten Be­su­che­r:in­nen dieser Ausstellung zählte: „Bauen ist etwas sehr Regionales, und es ist sinnvoll, sich auf Dinge zu besinnen, die es ­bereits gab.“

Die Ausstellung

„Wohltemperiert. Für klimagerechte Architektur!“: bis 2. 11. 25, Freilichtmuseum Molfsee

Energiesparend zu bauen, sowohl was die verwendeten Materialien als auch die Dämmung angeht, ist eine zentrale Frage, um die Klimaziele zu erreichen. Schleswig-Holsteins schwarz-grüne Regierung will bis 2040 zum „klimaneutralen Indus­trieland“ werden. „Bei einer Tagung mit Vertretern der Bauwirtschaft haben alle angesichts unseres Zeitplans die Köpfe geschüttelt“, berichtet die Ministerin. „Aber wir dürfen unsere Ziele nicht aufgeben.“

Basteln mit Moos und Lehm

Wie aus klassischen Vorbildern zeitgemäße Bauten werden, zeigt der Ausstellungsraum mit modernen Interpretationen von fünf ausgewählten Ideen. Ein Kubus aus gelbem Ziegelstein, dessen Form an einen Ofen erinnert, symbolisiert das wärmende und soziale Zentrum eines Hauses. Eine durchbrochene Wand aus Holzlatten teilt den Raum und schafft so mehrere Zonen. Eine Wand trennt einen „Raum im Raum“ ab, eine Wandnische steht für geschützte Schlafplätze wie ­Alkoven oder Himmelbetten. „Wir hätten auch einen historischen Alkoven aufstellen können, fanden aber diese moderne Übersetzung besser“, sagt Kerstin Poehls.

Um die Gedankenanstöße in die Praxis zu bringen, finden während der einjährigen Laufzeit der Ausstellung zahlreiche Veranstaltungen statt, sowohl für die breite ­Öffentlichkeit als auch für Fachpublikum. So tagt der „ArchitekturClub“ des Bundes Deutscher Architektinnen und Architekten (BDA) regelmäßig in Molfsee. Selbst basteln können Be­su­che­r:in­nen an einem Tisch, auf dem Material wie Moos und Lehm liegen. Museumsleiterin Kerstin Poehls sieht die Ausstellung als Beitrag zur Debatte um die Energiewende: „Wir können die Geschichte mit der Frage kombinieren, wie wir in Zukunft leben wollen.“

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