Ausstellung „Oops, Hoops“ in Berlin: Flucht vorm Donut-Kringel
Dafna Maimon und Lucinda Dayhew präsentieren im Kreuzberg Pavillon Teigkringel im Dauerloop. Am Ende flimmert eine Rosette.
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Ein Green Room ist das Antichambre zur Bühne. Klaustrophobisch klein und nervenzerrend grün putscht er auf für die Show. Und „Oops, Hoops“ – wie auch der Titel dieser Ausstellung – spuckt diese Kammer einen geradezu hinaus, direkt vor die Kulisse von Lucinda Dayhew.
Die schickt auf einen amüsant-psychedelischen Trip durch Gefühl und Spiel in ein zuckergussbuntes Setting mit überdimensionierter Schichttorte, Pole-Stange und riesigen Donuts. Von elf Künstlerinnen ließ Dayhew eine Interpretation des Kringelgebäcks anfertigen, Dafna Maimon aktiviert die Szene an diesem Freitag in einem Escape-Game mit echten Emotionen.
Doch auch ohne Maimons Regieanweisung wandelt sich die Entzückung bald wahrhaftig in Fluchtwünsche, verharrt hier doch alles in einer unbehaglichen Endlosschlaufe. Der einzige Ausweg endet im Inneren eines Arschs.
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat euch zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?
Dafna Maimon: Der Workshop „Twisted Buoys“, den Emma Waltraud Howes in ihrer Show im Centrum gegeben hat. Wir experimentierten mit Kopfbewegungen und ihrer Beobachtung, es war tief psychedelisch und berührend. Ich wünschte, Kunst würde häufiger so bewegen.
Lucinda Dayhew: Ich liebte Ericka Beckmans und Evelyn Taocheng Wangs Shows im KW: starke Bewegtbilder, skulptural installiert.
Oops, Hoops im Kreuzberg Pavillon, Naunynstr. 53, tgl. 16–20 Uhr, bis 12.11.
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin könnt ihr empfehlen?
LD: Vierte Welt in den gelben Türmen am Kotti. Oder das Arkaoda in Neukölln, Tarquin Manek hat dort neulich gespielt und es war großartig.
Welche Zeitschrift, Magazin oder Buch begleitet euch zurzeit durch den Alltag?
LD: „Vibrant Matter“ von Jane Benett und „What Animals Teach Us About Politics“ von Brian Massumi sind Konstanten in meiner schweren Handtasche oder auf dem Nachttisch.
DM: „RSVP Cycles“ von Lawrence Halprin, „On Creativity“ von David Bohm und „Games People Play“ von Eric Berne, alle rücken zum Kern der Dinge vor.
Lucinda Dayhew (Jahrg. 1973) und Dafna Maimon (Jahrg. 1982) – beide leben seit Jahren in Berlin – arbeiten häufig kollaborativ: Maimon ist Mitbegründerin des Videokollektivs Conglomerate, Dayhew spielt gemeinsam mit Künstlerin Hanne Lippard in der Noise-Poetik-Band Lucy Lippard. Als Solokünstlerin setzt sich die Australierin Dayhew in ihren Installationen oder skulpturalen Assemblagen mit dem Wert von Material und Arbeit auseinander, die finnisch-israelische Dafna Maimon rückt in ihren Videos und Performances das Ich, Trauma, Spiel und Erinnerung in den Fokus. Die Ausstellung „Oops Hoops“ ist das erste gemeinsame Projekt der beiden.
Was ist euer nächstes Projekt?
DM: Meine Umzugskartons auspacken und zwei neue Filme: „Family Business“, den ich in meiner Ausstellung im CCA Kim? in Riga gedreht habe, und eine Dokufiktion über Camp Solong, an der ich mit Ethan Hayes-Chute arbeite.
LD: Meine Wohnung wieder bewohnbar machen und meine Ausstellungen für The Multispecies Salon (Location tba) und im New Yorker Shell House Arts vorbereiten.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht euch am meisten Freude?
DM: Kaffee und Frühstück am Morgen ermöglichen einen Großteil meiner Hirnaktivität.
LD: Dito. Und: Meiner Tochter in der U-Bahn auf den Weg zur Schule etwas vorlesen. Außerdem mag ich meinen knöchelbohrenden L-förmigen Fingerring und meine Hi-Hats.
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