Außenministertreffen in Israel: Steinmeier warnt vor Religionskonflikt
Der Bundesaußenminister wirbt im Nahen Osten für eine Beruhigung der Lage. Doch Liebermann bleibt in der Frage des Siedlungsbaus in Ost-Jerusalem unnachgiebig.
JERUSALEM afp/dpa | Außenminister Frank-Walter Steinmeier (SPD) hat Israelis und Palästinenser zur Aufnahme neuer Friedensgespräche aufgerufen. Das Streben nach einer Zwei-Staaten-Lösung sei „die einzige Chance für dauerhaften Frieden und für dauerhafte Sicherheit in Israel“, sagte Steinmeier am Sonntag nach einem Treffen mit seinem israelischen Amtskollegen Avigdor Lieberman. Anschließend traf er mit dem Staatspräsidenten Reuven Rivlin zusammen.
Israel will den Siedlungsausbau im besetzten Ostteil von Jerusalem trotz internationaler Kritik unbegrenzt fortsetzen. „Wir werden keinerlei Begrenzung unserer Bautätigkeit in den jüdischen Stadtvierteln von Jerusalem akzeptieren“, sagte der israelische Außenminister Avigdor Lieberman am Sonntag bei seiner Begegnung mit Frank-Walter Steinmeier. Steinmeier drängte seinerseits, alles zu unterlassen, was einer Wiederaufnahme von Friedensverhandlungen im israelisch-palästinensischen Konflikt entgegensteht.
Aus dem Umfeld Steinmeiers hieß es im Anschluss an die Begegnung, das Thema Siedlungen habe dort eine zentrale Rolle gespielt. Zudem sei es im besonderen um die angespannte Lage auf dem Tempelberg und den notwendigen Wiedereinstieg in Verhandlungen über eine Zweistaatenlösung gegangen.
Konflikt um die Nutzung des Tempelbergs
Wie am Samstag aus deutschen Delegationskreisen verlautete, hatten Steinmeier und US-Außenminister John Kerry miteinander telefoniert und ihre Eindrücke von Gesprächen mit der israelischen und palästinensischen Seite ausgetauscht. Dabei hätten sie verabredet, an beide Seiten zu appellieren, jetzt eine notwendige politische Konfliktlösung nicht durch einen Streit um religiöse Stätten zu erschweren.
Der Bundesaußenminister erklärte dazu zu Beginn seines Treffens mit Lieberman: „Mit besonderer Sorge erfüllt uns, dass ein weiterer Konflikt hinzugekommen ist, der Konflikt um die Nutzung des Tempelberges, der sich teilweise auch gewaltsam entladen hat.“ Es gehe im Nahen Osten schon lange um schwer lösbare politische Konflikte. „Ich befürchte, sie werden unlösbar, wenn sie sich in religiöse Konflikte verwandeln.“
Steinmeier sagte weiter, er verstehe, dass die Menschen in Sorge sind über die Ereignisse der letzten Tage. „Wie ich gestern in Ramallah erfahren habe, gilt das auf beiden Seiten. Vor allem ist die Sorge dort, dass wir eine Zuspitzung erleben, die uns zurück in den Gazakonflikt führen wird.“
Lieberman lobte die „ausgewogene und verantwortungsvolle Einstellung Deutschlands in dem Konflikt in der Region“. Deutschland sei „einer unserer engsten Freunde“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Interner Zwist bei Springer
Musk spaltet die „Welt“
Historiker Traverso über den 7. Oktober
„Ich bin von Deutschland sehr enttäuscht“
Nach dem Anschlag von Magdeburg
Wenn Warnungen verhallen
Deutsche Konjunkturflaute
Schwarze Nullkommanull
Aufregung um Star des FC Liverpool
Ene, mene, Ökumene
Schäden durch Böller
Versicherer rechnen mit 1.000 Pkw-Bränden zum Jahreswechsel