Ausschuss tagte zu Sicherheitsvorfall: Geheimniskrämerei um ergatterten Lageplan der JVA Burg
Nachdem ein interner Lageplan der JVA Burg in die Hände von Inhaftierten geriet, muss sich Sachsen-Anhalts Justizministerin im Rechtsausschuss äußern.
![Eine Frau guckt betroffen Eine Frau guckt betroffen](https://taz.de/picture/7383693/14/37108889-1.jpeg)
Nur kurz erzählt Weidinger noch, man prüfe intern weitere Konsequenzen. Zudem habe sie den Landrat des Landkreises Jerichower Land über den wesentlichen Sachverhalt informiert. Dabei sei ihr geschildert worden, dass es keine Bedenken oder Hinweise gebe, wonach die Sicherheit in der Region akut gefährdet wäre. Nun aber müsse der Ausschuss unter Ausschluss der Öffentlichkeit tagen, band Weidinger dann ab. Es folgte eine Abstimmung, ob die Sitzung vertraulich fortgeführt wird, der eine Mehrheit der Abgeordneten zustimmte.
Grund für all die Geheimniskrämerei ist eine Recherche der taz. Der war ein sensibler Übersichtsplan der Haftanstalt in Burg zugespielt worden, der offenbar unter den Gefangenen schon länger kursierte. Die taz konnte Lagepläne aller Räume und Etagen der unterschiedlichen Anstaltsgebäude einsehen. Auf DIN-A3-großen Papierbögen mit grünem Rand ist alles verzeichnet: Installationskanäle, Abstellkammern, Werkzeuglager, Brennstofflager, Schlüssel- und Saferaum, sogar die Orte, wo Waffen- und Munition zu finden sind.
Die Staatsanwaltschaft Stendal ermittelt nun gegen Unbekannt wegen des Vorwurfs der Verletzung des Dienstgeheimnisses und einer besonderen Geheimhaltungspflicht. Es geht darum herauszufinden, wo diese Informationen abgeflossen sind und wer darauf Zugriff hatte und eventuell noch hat.
Weiterer Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen
Die Gefängnisleitung in Burg wurde vorläufig vom Dienst freigestellt. Zudem gibt es ein Verfahren gegen die ehemalige Anstaltsleiterin und auch eine Untersuchung innerhalb des Justizministeriums.
Der Landtagsabgeordnete Sebastian Striegel (Grüne) betonte nach der Sitzung, dass das Parlament sich sehr engagiert zeige, das Sicherheitsleck aufzuklären. Ein umfangreicher Maßnahmenkatalog sei vorgestellt worden, um die Sicherheit in der JVA zu gewährleisten. Es handle sich um den vielleicht schwersten Sicherheitsvorfall in Gefängnissen in der Geschichte von Sachsen-Anhalt. Entsprechend sei der Vorfall im Rechtsausschuss bewertet worden.
Am Rande der Sitzung wurde aber noch ein weiterer möglicher Verstoß gegen Sicherheitsbestimmungen bekannt. Bei einer Sitzung des Finanzausschusses im Landtag sei über den geplanten Bau der JVA in Halle gesprochen worden. Dabei sei den Ausschussmitgliedern ein viel zu detaillierter Plan der neu zu errichtenden JVA ausgeteilt worden. Grünen-Abgeordneter Striegel fragte Justizministerin Weidinger, wer Zugang zu diesen sicherheitsrelevanten Unterlagen habe und welche Unterlagen in dem Ausschuss ausgeteilt wurden. Weidinger konnte dazu nichts sagen, sie höre davon das erste Mal, sagte sie. Eva von Angern (Linke) bestätigte den Vorfall und sagte, es gebe Fotos dieses Plans. Sie verlangte ebenfalls Aufklärung.
Am 8. Januar 2025 tagt der Rechtsausschuss erneut in Magdeburg zu dem Sicherheitsvorfall in der JVA Burg. Dann sollen neue Erkenntnisse präsentiert werden.
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