Ausschreibung möglich: S-Bahn könnte den Ring verlieren
Der Senat macht ersten Schritt zur Ausschreibung. Ob es aber dazu kommt, ist noch offen.
Der Weg für Konkurrenz bei der S-Bahn ist frei: Die Länder Berlin und Brandenburg haben am Mittwoch eine Vorinformation über die öffentliche Ausschreibung der Ringbahn veröffentlicht. Damit halten die Länder sich die Option offen, diesen Teil der Strecke auch an einen Konkurrenten der Deutschen Bahn zu vergeben. Ob es wirklich dazu kommt, wird erst in einem Jahr entschieden.
Verkehrssenatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) hatte Anfang Januar drei Optionen vorgestellt, um das Monopol der S-Bahn zu brechen: Das Land könnte die S-Bahn von der Deutschen Bahn übernehmen, es könnte einen Teil der Strecke von der landeseigenen BVG befahren lassen oder es könnte in einem Jahr einen offenen Wettbewerb starten. Dazu ist es notwendig, jetzt wie geschehen eine Vorinformation zu veröffentlichen. Der Betreiber würde dann im Dezember 2017 wechseln - bis dahin läuft noch der Vertrag mit der Bahn.
Bei dem Bieterwettrennen um die Ringbahn - inklusive der Abzweigung Richtung Schöneweide - wären laut der Vorinformation ausschließlich neue Fahrzeuge zugelassen. "Das soll die Gleichberechtigung der Anbieter gewährleisten", erklärt Elke Krokowski, Sprecherin des Verkehrsverbundes Berlin-Brandenburg (VBB). Sonst könnte die Deutsche Bahn mit ihren alten S-Bahn-Fahrzeugen antreten - und dadurch jeden Konkurrenten unterbieten. Außerdem soll so sichergestellt sein, dass es moderne Fahrzeuge sind, die dem aktuellen Stand der Technik entsprechen, so Krokowski.
Um die Ringbahn zu befahren, müssten nach Schätzung der Länder etwa 190 Viertelzüge gekauft werden. Das kostet rund 600 Millionen Euro, hatte Senatorin Junge-Reyer geschätzt. Der Vertrag würde über bis zu 15 Jahre laufen - die Züge halten aber deutlich länger. Daher heißt es in der Vorinformation: "Eine Wiedereinsatzgarantie für die zu beschaffenden Fahrzeuge ist vorgesehen." Das bedeutet: Wenn ein Bahn-Wettbewerber die Ausschreibung gewinnt, ab 2017 auf der Ringbahn fährt und 15 Jahre später die Strecke bei der nächsten Ausschreibung wieder verliert, müsste der Nachfolger die Züge übernehmen. Die Details, wie genau dies geregelt werden soll, sind noch nicht geklärt, so Krokowski. Bis dahin ist ja auch noch eine Weile hin: Es geht um das Jahr 2032. Andererseits hat das vergangene Jahr gezeigt, dass man bei der S-Bahn gar nicht vorausschauend genug planen kann.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Prozess zu Polizeigewalt in Dortmund
Freisprüche für die Polizei im Fall Mouhamed Dramé
Ex-Wirtschaftsweiser Peter Bofinger
„Das deutsche Geschäftsmodell funktioniert nicht mehr“
Armut in Deutschland
Wohnen wird zum Luxus
Leben ohne Smartphone und Computer
Recht auf analoge Teilhabe
Ex-Mitglied über Strukturen des BSW
„Man hat zu gehorchen“
Studie Paritätischer Wohlfahrtsverband
Wohnst du noch oder verarmst du schon?