piwik no script img

Ausnahmezustand in Libyen400 Häftlinge aus Gefängnis geflohen

Seit einer Woche bekämpfen sich rivalisierende Milizen in der libyschen Hauptstadt Tripolis schwer. Jetzt gab es zusätzlich einen Massenausbruch aus einem Gefängnis.

Chaos bei den Kämpfen: Tripolis am 28. August 2018 Foto: reuters

Tripolis dpa | Nach Zusammenstößen rivalisierender Milizen in der libyschen Hauptstadt Tripolis ist in der Millionenmetropole der Ausnahmezustand ausgerufen worden. Die von den Vereinten Nationen unterstützte Regierung erklärte am Sonntag, angesichts der gefährlichen Lage diene der Ausnahmezustand dem Schutz der Zivilbevölkerung. Zudem rief sie die Konfliktparteien dazu auf, eine am Mittwoch vereinbarte Feuerpause zu respektieren.

Bei Kämpfen wurden nach Behördenangaben seit vergangenen Montag mindestens 39 Menschen getötet und Dutzende verletzt, darunter viele Zivilisten. Der Grund für den Ausbruch der Gewalt, in dessen Verlauf neben Schusswaffen auch Granatwerfer zum Einsatz kamen, blieb zunächst unklar. Die Milizen, die sich bekämpft hatten, waren demnach als Unterstützer der Regierung in Tripolis bekannt.

Durch das Chaos in der libyschen Hauptstadt Tripolis ist rund 400 Häftlingen die Flucht aus einem Gefängnis gelungen. Wegen neuer Kämpfe sei unter den Häftlingen eine Meuterei ausgebrochen, teilte die libysche Polizei am Montagmorgen mit. Um das eigene Leben nicht zu gefährden, habe das Wachpersonal sie ziehen lassen müssen.

Seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in Libyen ein Bürgerkriegschaos. Zahlreiche bewaffnete Milizen bekämpfen sich gegenseitig. Die international anerkannte Regierung in Tripolis konnte ihren Einfluss kaum über die Hauptstadt hinaus ausdehnen. Sie konkurriert mit einer Regierung im Osten des Landes. Beide werden von schwerbewaffneten Milizen unterstützt.

Im Mai hatten sich die Anführer der rivalisierenden Fraktionen bei einem Treffen in Paris auf Parlaments- und Präsidentschaftswahlen am 10. Dezember geeinigt.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

1 Kommentar

 / 
  • Na toll - "Seit dem Sturz von Langzeitherrscher Muammar al-Gaddafi im Jahr 2011 herrscht in Libyen ein Bürgerkriegschaos." Dabei war Gaddafi einst ein intimer Freund der deutschen Regierung! Ich habe noch tolle Fotos unserer damaligen Regierung mit ihm.



    So ändert sich die Welt. Als es die Mauer und den Zaun an der innerdeutschen Grenze (Zonengrenze) noch gab, bestand die Möglichkeit unter Lebensgefahr von Chemnitz/Sa. in den "Westen zu fliehen": Ergebnis war der Ausweis für Vertriebene und Flüchtlinge mit einer Nummer C 75 XX YY als Ausweis in Verbindung mit einem gültigen Personalausweis.



    Eine Meinung vom Januar 2018: "Würde man Deutschlands Leistungsbilanzüberschüsse, die derzeit bei 9% vom BIP liegen, allgemein ausweiten, sodass die Regierung, der private Sektor und die privaten Haushalte jedes Mitgliedslandes Nettosparer wären, schösse der Euro steil in die Höhe und würde die produzierende Industrie in Europa weitestgehend zerstören. In gleicher Weise würden die Haushaltsdefizite der Südländer Europa bei allgemeiner Ausweitung in den Ruin treiben." Verursacht bei mir ein Unwohlsein, denn wohin sollte ein Deutscher dann fliehen? Welches Land ist bereit Deutsche Flüchtlinge heute aufzunehmen?



    Wir selbst haben heute Afghanistan als "sicheres Land" definiert. Viel Erfolg!