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Ausmaß der Krise bei der WAZPikante Personalverschiebung

Der WAZ-Gruppe muss sparen. Stellen werden gestrichen, Redaktionen geschlossen. Interessant ist dabei auch der Aufstieg eines Betriebsratsvorsitzenden zum Chefredakteur.

Dass es düster aussieht für ihre Jobs, wussten die WAZ-Mitarbeiter schon vor der Betriebsversammlung. Bild: dpa

Am heutigen Freitag sollen die Redakteure der Essener WAZ-Mediengruppe endlich von ihren obersten Chefs erfahren, was sie bisher hauptsächlich der Presse entnehmen durften: Wie es weiter geht bei den NRW-Zeitungen des Verlages, wie viele Stellen gestrichen und welche Lokalredaktionen geschlossen werden. Dass es drastische Einschnitte geben wird, ist zur Unbill der Geschäftsführung bereits durchgesickert: Rund 260 von etwa 900 Stellen sollen gestrichen, einige Lokalredaktionen geschlossen werden.

Seit gestern Abend aber wird unter den Mitarbeitern der WAZ-Gruppe vor allem eine pikante Personalie diskutiert. So hat Katrin Lenzer, bisher Chefredakteurin der WAZ-Tochter Westfälische Rundschau (WR), das Haus nach kurzer und umstrittener Amtszeit wieder verlassen; angeblich hat sie selbst das Handtuch geworfen. Ersetzt wird sie mit sofortiger

Wirkung durch Malte Hinz, seit langem Redakteur bei der WR und Leiter der Lokalredaktion Lünen. Soweit nicht ungewöhnlich -- wäre Hinz nicht Vorsitzender der Gewerkschaft Deutsche Journalisten Union (dju) und außerdem Betriebsratsvorsitzender der WR. Bei einer Betriebsversammlung Mitte November trat er noch als solcher auf.

Dass Betriebsrat Hinz ausgerechnet jetzt, inmitten der größten Umstrukturierung in der WAZ-Geschichte, zum Chefredakteur aufsteigt, wird im Haus unterschiedlich aufgenommen: Bei einer Abschiedsfeier zweier WR-Kollegen am Donnerstagabend, an der auch Hinz teilnahm, soll eine Stimmung wie bei der US-Wahlparty der Demokraten geherrscht haben, berichten Teilnehmer der Feier. Im WAZ-Protestblog der Gewerkschaften (www.medienmoral-nrw.de) wurde der Aufstieg Hinz' dagegen zeitgleich heftig kritisiert. "Jetzt sind wir tatsächlich allein, ganz allein. Das Gewerkschafts-Schwergewicht wird Chef und wechselt mit wehenden Fahnen die Seite. Gute Nacht, Rundschau", schreibt ein User. "Taktisch ein Meisterstück", findet ein anderer.

Tatsächlich dürfte es der Stimmung im Haus nicht gerade zuträglich sein, dass mit Hinz ein Mitarbeitervertreter in jene Riege aufsteigt, die für die Sparpläne verantwortlich zeichnet und diese nun umsetzen soll. Hinz selbst sieht darin kein Problem. Auf dem Weg zur Betriebsversammlung in die Essener Lichtburg sagte er der taz, aus dem Betriebsratsvorsitzenden sei nun "nicht plötzlich ein anderer Mensch mit anderer Denke" geworden: "Ich mache weiter das, was ich bisher gemacht habe, nur eben aus einer anderen Rolle heraus." Er sehe darin eine Chance für die WR.

Betriebsratsvorsitzender ist Hinz nun jedenfalls nicht mehr, das untersagt das Betriebsverfassungsgesetz. Und so wird der Gewerkschaftsboss heute auch nicht, wie bei der letzten Versammlung, das Wort an alle Kollegen richten.

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