Ausgangsbeschränkungen in Südafrika: Mit der Armee gegen das Virus
Südafrika hat eine der striktesten Kontaktsperren überhaupt. Nun soll die gesamte Armee deren Einhaltung durchsetzen – ein umstrittener Schritt.
„Der Ausbruch von Covid-19 nimmt weiter zu“, begründete Ramaphosa den Beschluss in dem eigentlich vertraulichen, aber sofort geleakten Brief an den Vorsitzenden des Verteidigungsausschusses des Parlaments.
Laut südafrikanischen Militärexperten handelt es sich um den größten Armeeeinsatz der Landesgeschichte in Friedenszeiten. In Südafrika gilt seit dem 26. März eine strikte Ausgangssperre. Mit Ausnahme von Sicherheits- und Gesundheitsdiensten dürfen die Menschen ihre Häuser nur noch in Ausnahmefällen verlassen, auf Zuwiderhandlungen steht bis zu einem Monat Haft. Die Armee unterstützt die Polizei bei der Durchsetzung, häufig mit Gewalt.
Offiziell endet die Ausgangssperre am 30. April. Eine Entscheidung über ihre Verlängerung liegt noch nicht vor. Vor diesem Hintergrund erscheint die Anordnung eines Armeeeinsatzes bis fast Ende Juni wie eine Vorwegnahme – und das ohne Debatte im Parlament.Der Oppositionsführer im Parlament, John Steienhuisen von der DA (Demokratische Allianz), sagte: „Wofür wird so eine große Stationierung eingesetzt, wo werden die Truppen stationiert und zu welchem Zweck?“
Pikkie Greeff von der Soldatengewerkschaft Sandu hingegen begrüßte den Beschluss als Möglichkeit, Truppenkontingente rotieren zu lassen und damit einzelne Soldaten zu entlasten. Die Armee könnte dann kurzfristig Versorgungsengpässe lindern, ohne dass der Präsident jedes Mal neu das Parlament anschreiben müsse. Aus dem regierenden ANC kamen Stimmen, wonach die Leute einfach zu Hause bleiben sollten, wenn sie die Soldaten nicht wollten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Greenpeace-Mitarbeiter über Aufrüstung
„Das 2-Prozent-Ziel ist willkürlich gesetzt“
Selbstzerstörung der FDP
Die Luft wird jetzt auch für Lindner dünn
Rücktritte an der FDP-Spitze
Generalsekretär in offener Feldschlacht gefallen
Keith Kelloggs Wege aus dem Krieg
Immer für eine Überraschung gut
Stellungnahme im Bundestag vorgelegt
Rechtsexperten stützen AfD-Verbotsantrag
Ampel-Intrige der FDP
Jetzt reicht es sogar Strack-Zimmermann