Ausbildung in Berlin und Brandenburg: Azubis dringend gesucht
16.000 freie Ausbildungsplätze melden die Unternehmensverbände Berlin-Brandenburg zwei Monate vor Beginn des Ausbildungsjahrs.
So solle auch in der Berufsorientierung auf weniger beliebte Jobs hingewiesen werden, um die Lücken beispielsweise im Verkauf oder in der Pflege zu füllen, so Schirp. Dabei machte er die Pflegebranche für das immer noch zu geringe Interesse potentieller Azubis mitverantwortlich, da die Probleme des Berufs von ihr überbetont würden, trotz der Fortschritte bei Entlohnung und Arbeitszeit. Dass diese Verbesserungen unter anderem durch den Streik der Berliner Krankenhausbewegung 2021 gegen die Arbeitgeberseite durchgesetzt wurden, blieb unerwähnt.
Um dem Fachkräftemangel entgegenzuwirken, sind neben der Berufsberatung für den Senat auch Praktika ein wichtiger Baustein. Die Senatsbildungsverwaltung teilte mit, dass zuletzt 1.000 Schüler:innen ihre pandemiebedingt ausgefallenen Praktika nachholen konnten, eine Nachholquote von immerhin einem Drittel. Auch die Unternehmensverbände sehen Praktika als wichtiges Mittel, um Schüler:innen in die Berufe zu bringen. Kritisch äußerte sich Schirp hingegen zu der im Koalitionsvertrag anvisierten Ausbildungsplatzabgabe, die die Unternehmen dazu bringen soll, mehr Ausbildungsplätze anzubieten. Berlins Sozialsenatorin Katja Kipping (Linke) hatte dieses Instrument zuletzt mit dem mangelnden Angebot an Ausbildungsberufen, die für den Klimaschutz wichtig sind, in Verbindung gebracht.
Im Gegensatz dazu ist laut Schirp sowohl bei den Praktika als auch bei Ausbildungsstellen Flexibilität auf Seiten der Azubis gefragt, die aufgrund des Stellenüberschusses in Brandenburg längere Anfahrtszeiten in Kauf nehmen sollten. Statt eines Studiums könne der Weg direkter in die Unternehmen führen. Von den zum Pressegespräch geladenen Schüler:innen wollten jedoch nach eigenen Aussagen alle erst einmal ihr Abitur machen. Ob die Appelle gegen den Fachkräftemangel helfen werden, bleibt also abzuwarten.
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