Ausbau der Kitas: Auf 48 Plätze 1500 Anmeldungen
Zwei Frauen eröffnen in München eine eigene Kinderkrippe. Der Andrang ist enorm. Doch eine Hürde ist besonders hoch. Ein Protokoll.
MÜNCHEN taz | Die Erzieherin Nina Maid, 38, und die Krippenbetreiberin Sinikka Veldmann, 37, haben im November 2011 in München die private Kinderkrippe „Die Weltentdecker“ eröffnet. Dort werden 48 Kinder von 12 BetreuerInnen in vier Gruppen versorgt. Je nach Buchungszeit kostet ein Krippenplatz monatlich zwischen 340 und 700 Euro plus Essensgeld. Im Gegensatz zu städtischen Einrichtungen sind die Kosten nicht nach Einkommen gestaffelt.
„Vor fünf Jahren stellten wir fest, dass es bei unter Dreijährigen einen sehr großen Bedarf an Krippenplätzen gibt, aber innovative Konzepte fehlen. Also entschieden wir uns dazu, eine eigene Krippe zu eröffnen, und schrieben ein Konzept. Bis wir aber eine geeignete Immobilie fanden, zogen drei Jahre ins Land.
Zunächst war es schwierig, überhaupt eine Immobile zu finden, bei der sich die Auflagen für die Räumlichkeiten, Quadratmeter und Außenfläche verwirklichen lassen. Man braucht etwas im Erdgeschoss mit entsprechend großem Garten – und solche Orte sind in einer Stadt wie München selten. Anfangs bekamen wir auch viele Absagen, weil die Vermieter Ärger mit den Anwohnern fürchteten. Umso präsenter das Thema Krippenausbau aber wurde, desto zugänglicher wurden die Vermieter.
Hat man ein Objekt gefunden, braucht man einen Vermieter, der bereit ist, den etwa sechsmonatigen Genehmigungsprozess abzuwarten, der nötig ist, bis man von der Stadt die Erlaubnis bekommt, die Krippe zu bauen. In München, wo die Nachfrage nach Wohnraum extrem hoch ist und kein Immobilienbesitzer Sorge hat, einen Pächter zu finden, ist das nicht leicht.
Wer eine Krippe eröffnen will, muss das Konzept und die Planung des Architekten beim Referat für Bildung und Sport einreichen. Dann bekommt man nach etwa sechs Wochen eine Betriebserlaubnis in Aussicht gestellt. Erst dann kann man eine Nutzungsänderung bei der Städtischen Lokalbaukommission beantragen. Etwa drei bis vier Monate später erhält man eine Baugenehmigung und kann den detaillierten Bauplan sowie alle anderen Unterlagen einreichen, um eine Investitionskostenförderung zu beantragen.
Wird einem diese von der Regierung von Oberbayern und dem Stadtrat gewährt, übernehmen die Behörden etwa 68 Prozent der Umbaukosten. Im Gegenzug verpflichtet man sich, die Einrichtung für 25 Jahre zu betreiben. Die Behörden waren sehr darum bemüht, den Genehmigungsprozess schnell voranzutreiben. Es ist dem Verfahren geschuldet, dass sich das so lange hinzieht.
Es herrscht Fachkräftemangel
Die nächste große Herausforderung war, geeignete Fachkräfte zu finden. In der Regel können sich ErzieherInnen und KinderpflegerInnen aussuchen, wo sie arbeiten möchten, und es gibt sehr wenig Auswahl auf dem Markt. Selbst dass wir etwas über Tarif bezahlen, hat die Suche nicht erleichtert. Unser größtes Problem war zu Beginn, dass die BewerberInnen nicht probearbeiten konnten, weil es die Krippe noch nicht gab. Mittlerweile haben wir tolle Leute gefunden.
Wir bekommen auch immer mehr Bewerbungen aus Griechenland, Spanien oder Rumänien. Das bringt natürlich oft Sprachprobleme mit sich, sodass eine längere Einarbeitungszeit nötig wird. Geeigneten BewerberInnen ermöglichen wir einen Sprachkurs und helfen bei der Wohnungssuche und bei Behördengängen.
Derzeit haben wir etwa 1.500 Anmeldungen. Aber viele Eltern bewerben sich bei mehreren Krippen um einen Platz. Man merkt, dass sich die Situation langsam entspannt. Zwar müssen Familien in München oft längere Fahrtwege in Kauf nehmen, kommen vielleicht nicht in ihrer Wunschkrippe unter oder müssen mehr bezahlen als geplant, aber wir haben das Gefühl, dass mittlerweile fast jeder einen Krippenplatz für sein Kind findet.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!