Aus für „Spiegel“-Jugendmedium: „Bento“ wird eingestellt
Das „Spiegel“-Angebot für junge Leute hört zum Herbst 2020 auf. Aus wirtschaftlichen Gründen, die sich wegen Corona verschärft haben, sagt der Verlag.
Im Herbst soll es das also gewesen sein – obwohl man sich doch erst im vergangenen Jahr ein neues Design zugelegt hatte: Das junge Spiegel-Angebot Bento wird zum Herbst aufgelöst. Das teilte die Spiegel-Gruppe am Mittwoch mit. Das Zielpublikum unter 30 Jahren möchte der Spiegel-Verlag von da an mit einem neuen Angebot bedienen, das derzeit noch den Arbeitstitel „Spiegel Start“ trägt.
Die Marke Bento produzierte seit ihrer Gründung 2015 Inhalte für ebenjenes Publikum und galt in diesen Jahren auch als Versuchslabor des Spiegel-Verlags, weil hier Formate ausprobiert werden konnten, für die es woanders keinen Raum gab.
Viele Verlagshäuser haben in den vergangenen Jahren ähnliche junge Angebote geschaffen: „heute plus“ vom ZDF, byou von bild.de oder Ze.tt von Zeit Online. Nicht alle haben überlebt, mussten teilweise aus wirtschaftlichen Gründen eingestellt werden.
Bento schien sich auf weitere Jahre journalistische Arbeit einzustellen: Erst im Oktober vergangenen Jahres gab es einen Relaunch der Website. Ein Jahr später soll die Marke und das eigenständige Ressort des Spiegels nun eingestellt werden.
16 Redakteur:innen betroffen
Diese Entscheidung begründet der Verlag ökonomisch. Es sei „großartig“, wie junge Redakteur:innen die Marke aufgebaut hätten, sagte Stefan Ottlitz, Leiter der Produktentwicklung. „Umso schmerzhafter ist es zu sehen, dass trotz dieses großen Engagements und guter erster Jahre die wirtschaftlichen Aussichten für Bento nicht mehr gut sind“, so Ottlitz. Verstärkt worden sei diese schlechte Aussicht durch die Erlösverluste in der Coronakrise, wobei das werbefinanzierte Bento „nachhaltig in die Verlustzone“ geraten sei.
Von der Auflösung sind 16 Redakteur:innen betroffen, das neue Angebot Spiegel Start, das im Ressort Job und Karriere verankert sein wird, soll dagegen nur mit fünf Stellen an den Start gehen. Was der Verlag in seiner Erklärung als „Stärkung“ des „Markenkerns in der U30-Zielgruppe“ verkauft, stellt nun also viele junge Redakteur:innen vor eine große Unsicherheit.
Die Reaktion der Betroffenen auf die Entscheidung fällt dementsprechend aus: „Wir haben jahrelang über prekäre Arbeit berichtet, jetzt erleben wir sie selbst“, heißt es aus Redaktionskreisen gegenüber der taz. „Was heute mit uns geht, wird morgen auch mit allen anderen Mitarbeitern des Verlags möglich sein.“
Betriebsbedingte Kündigungen wolle die Geschäftsleitung gemeinsam mit dem Betriebsrat möglichst vermeiden, heißt es dagegen aus dem Verlag.
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