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Aufstiegsverbot für Werders FrauenFußballerinnen zweiter Klasse

Werder Bremens Fußballerinnen dürfen auch im Jahr der Weltmeisterschaft nicht aufsteigen. Die Vereinsführung verkauft dieses Sparmodell als Konzept nachhaltiger Entwicklung.

Spielen oben mit und dürfen nicht aufsteigen: Die Fußballerinnen von Werder Bremen. Bild: Werder Bremen

BREMEN taz | Werder darf nicht aufsteigen. Dabei spielen sie ganz oben mit. Also, nicht die Fußballer, die sind ja gerade akut abstiegsgefährdet, sowohl die in der ersten als auch jene in der Dritten Liga. Trotzdem werden die Fußballerinnen in der kommenden Spielzeit keinesfalls in der ersten Liga mit dabei sein - ganz egal wie die Saison endet. Werder Bremen hat sich dagegen entschieden, seinen Frauen-Kader vorsorglich für die höchste Spielklasse zu melden. Stichtag dafür war der 15. März. Ein bislang einmaliger Verzicht in dieser Liga.

Zwar steht Werder nur noch auf Platz fünf der zweiten Bundesliga. Doch sowohl der aktuelle Tabellenführer HSV als auch der Dritte Turbine Potsdam dürfen mit ihren Reserve-Teams nicht in die erste Bundesliga aufsteigen - weil ihre Clubs schon erstklassig sind. Bleiben Lok Leipzig, der Berliner Vorstadtclub FC Lübars und Werder Bremen.

"Wir müssen sportlich und außersportlich noch wachsen", sagt Birte Brüggemann, die mittlerweile zur hauptamtlichen Abteilungsleiterin für Frauen-Fußball aufgestiegene Ex-Trainerin des Teams. "Die Zeit wollen wir uns auch nehmen, das ist unser Konzept." Der Kader sei noch nicht reif für die erste Bundesliga, heißt es im Verein. Und das nötige Geld für Spielerinnen mit Erstliga-Erfahrung will Bremen nicht ausgeben: Es entspreche nicht Werders Philosophie, sich ein Bundesliga-Team zusammenzukaufen, heißt es beim Verein.

Das ist ein klares Bekenntnis zum schon bisher gepflegten Sparmodell bei Werders Frauenfußball. Und auch eine Spitze gegen Bayer Leverkusen. Dort nämlich hat man 2008 mit dem Turn- und Sportverein 1874 Köln rechtsrheinisch e.V. einfach einen aktuellen Zweitligisten übernommen, stieg umgehend auf und spielt seit vorigem Jahr erstklassig.

Anders Werder Bremen, wo man sich über lange Jahre beharrlich weigerte, Fußball überhaupt für Frauen anzubieten. Um 2007 dann doch mit einem eigenen Team im Wettbewerb anzutreten, auf "steigenden Druck von allen Seiten" hin, wie es seitens der Geschäftsführung hieß. Aber nur in der Verbandsliga. Mittlerweile spielt dort das Reserve-Team der Werder-Frauen - mit einem Torverhältnis von 100:6 derzeit unangefochtenen an der Tabellenspitze.

Doch immerhin, die Spielerinnen dort dürfen, nein, sollen sogar in die Regionalliga aufsteigen. Man setze verstärkt auf den eigenen Nachwuchs, heißt es bei Werder, auf eine solide Basis für den Bundesliga-Kader, ja, auch auf Verstärkungen von außen - wenn sie "in den Rahmen" passten. An einen Aufstieg in die erste Liga will man nächste, eher übernächste Saison denken.

Das spart auch Geld: Der Etat für ein Bundesliga-Team müsste aufgestockt, der Platz ausgebaut werden - oder die Werder-Frauen müssten den Männern einen der ihren streitig machen. Die Summen, um die es geht, sind überschaubar, verglichen mit den Profi-Teams der Männer.

Das Gros in der ersten Liga muss mit 150.000 bis 300.000 Euro pro Jahr auskommen. Deutlich mehr Geld haben nur Frankfurt und Potsdam. Nur wenige deutsche Spielerinnen können von ihrem Sport leben. Bei Werder werden sie nicht spielen: Selbst wenn der Verein in die erste Liga kommen sollte, dann sicher nur mit Frauen, die nebenberuflich spielen.

Der selbst auferlegte Verzicht fällt in eine Zeit, da die Fußball-Weltmeisterschaft der Frauen in Deutschland ansteht, auch wenn die im Norden nur bis Wolfsburg kommt. Viele in der Szene erhoffen sich einen Boom für den Sport, größere mediale Präsenz, mehr Zulauf für die Vereine, mehr BesucherInnen. Bislang reichen für das Karl-Liebknecht-Stadion des Meisters Turbine Potsdam knapp 10.000 Plätze gut aus, bei Werders Zweitligaspielen kommen bislang kaum mehr als 150 Menschen. "Die WM muss positive Konsequenzen haben", sagt Brüggemann.

Doch das sehen nicht alle so: Potsdams Trainer Bernd Schröder hält den Frauenfußball hierzulande für "ausgereizt", sagte er kürzlich, und er glaubt auch "nicht an einen großen Boom" durch die WM. Auch Leverkusens Trainerin Doreen Meier erwartet "keine nennenswerten Steigerungen", die habe es ja bei der Handball-WM 2007 in Deutschland auch nicht gegeben.

In Bremen jedenfalls geht es erstmal bergab: Seit klar ist, dass Werder nicht aufsteigen darf, hat das Team verloren, zuletzt das Nordderby gegen den HSV mit 1:5 - obwohl es in der Vorrunde noch ein Unentschieden gegeben hatte. Trainer Holger Stemmann muss zum Saisonende gehen, trotz Vertrags bis 2013. Warum, ist unklar. An Streit um den Aufstieg, das versichern alle, soll es nicht gelegen haben.

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