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Aufnahme der AU in die G20Dabei sein und gehört werden

Lutz van Dijk
Kommentar von Lutz van Dijk

Die G20 sind ab sofort G21. Was bedeutet das konkret? Afrika als Ganzes muss endlich mehr Gehör finden – allein wegen seiner geringen Emissionen.

Azali Assoumani (l) vertritt die Afrikanischen Union bei den G21 Foto: Kay Nietfeld/dpa

I ndiens Premierminister Narendra Modi hatte ihn seit Juni vorbereitet: Seinen Plan, neben der EU auch die Afrikanische Union (AU) mit ihren 55 Staaten zum „Voll-Mitglied“ der G20 zu erklären. So gab es auch keine Gegenstimmen, als dies in der Abschlusserklärung verkündet wurde. Unmittelbar nach der Bekanntgabe übernahm der derzeitige AU-Vorsitzende Azali Assoumani, Präsident der Union der Komoren, die neue G21 Position.

Die G20 sind ab sofort also G21 – was aber bedeutet es konkret? Einerseits ist die Anerkennung der Staaten Afrikas überfällig, weil dies nicht nur die Repräsentation von 1,4 Milliarden Menschen mehr bedeutet, sondern auch die weltpolitische Repräsentanz Afrikas dadurch konkreter wird, was bislang in den wichtigsten UN-Gremien, wie dem Sicherheitsrat, nicht gelang.

Während die EU inzwischen etablierte Positionen hat, nicht nur in der Außenpolitik, ist die AU davon weit entfernt. In Vielem, nicht nur was den Krieg Russlands gegen die Ukraine betrifft, gibt es gegensätzliche Ansichten. Es ist diesbezüglich ein Vorteil, dass auch die G20 kein Gremium der eindeutigen Entscheidungen waren.

Aber vielleicht ist genau das erst einmal am wichtigsten: Dabei zu sein und gehört zu werden.

Viele afrikanische Präsidenten äußerten sich genau in diesem Sinne, auch Südafrikas Cyril Ramaphosa, der sich seit langem dafür aussprach, nicht nur Südafrika, “sondern Afrika als zu lange ignorierten Kontinent“ bei den G20 zu haben. Vorbildhaft nannte Kenias Staatschef William Ruto den gerade abgehaltenen Afrika-Klimagipfel, der verdeutliche, dass der gesamte Kontinent mit nicht einmal 4 Prozent schädlicher Emissionen zur globalen Klimakatastrophe beiträgt, aber in hohem Maß schlimmste Folgen zu tragen hat.

Und so wie viele Afri­ka­ne­r*in­nen nicht vergessen haben, wie sich in der Coronakrise die reichen Staaten zuerst selbst mit Impfstoffen versorgten, so waren jetzt viele Stimmen in den Townships Südafrikas zu hören, die entsetzt die Bilder sahen, wie vor dem G20-Gipfel die meisten Armensiedlungen in der Innenstadt von Delhi ohne Vorwarnung abgerissen wurden, um nicht zu „stören“– wobei tausende von Menschen ihr bescheidenes Obdach verloren und nun erneut auf der Straße überleben müssen.

„So war es früher zu Zeiten von Apartheid auch bei uns, als wir vertrieben wurden, wenn wir der weißen Minderheitsregierung im Weg waren“, sagt Sethu M. (68) aus dem Township Langa bei Kapstadt. “Modi sprach jetzt davon, dass wir global eine Familie mit einer Zukunft seien – aber warum sorgt diese Familie dann zuerst für die, denen es sowieso schon besser geht und tut nichts, um den Ärmsten der Armen zu helfen?“

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Lutz van Dijk
Lutz van Dijk, deutsch-niederländischer Historiker und Pädagoge, Dr.phil., geboren in Berlin, Lehrer in Hamburg, später Mitarbeiter des Anne Frank Hauses Amsterdam, bis 1994 Einreiseverbot nach Südafrika, seit 2001 in Kapstadt als Mitbegründer des Township-Kinderprojekts HOKISA. Mehr unter: www.lutzvandijk.co.za Veröffentlichungen u.a.: Afrika – Geschichte eines bunten Kontinents (Vorwort von Friedensnobelpreisträger Erzbischof Desmond Tutu) 2016; Kampala-Hamburg (Roman einer Flucht) 2020.
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1 Kommentar

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  • Überfällig wie sonstwas, dieses.

    Hätte man das 1994/5 gemacht, nach dem Ende des Rassistenregimes in Südafrika, wären ziemlich sicher ne Menge Fehlentwicklungen in Afrika und in der internationalen Politik verhindert worden.