piwik no script img

Auf der anderen Seite des BosporusDie schweigende Mehrheit der Türkei

In den islamisch geprägten Istanbuler Vororten stehen viele zu Erdogan. Doch die Begeisterung bröckelt. Ein Besuch im asiatischen Teil der Stadt.

Blick von Asien nach Europa: Zwei Frauen im Istanbuler Stadtteil Üsküdar, der Hochburg der AKP Bild: imago/hoch zwei stock/angerer

ISTANBUL taz | Hayrullah Bey will zunächst nicht reden. Ausländische Journalisten, da ist er erst einmal skeptisch. Doch nach wenigen Minuten siegt bei Hayrullah das Mitteilungsbedürfnis. „Das ist doch völlig normal, was der Staat da gemacht hat, diese ganze Gezi-Geschichte, das war doch total falsch.“

Hayrullah Bey bedient die Kasse und backt die dünnen türkischen Pizzen in einem kleinen Lahmacun-Restaurant in Üsküdar. „Diese Demonstranten hätten fünf Tage friedlich im Gezi-Park sitzen können und dann nach Hause gehen“, findet Hayrullah Bey und ist überzeugt: „Aber denen geht es doch gar nicht um die Bäume. Die wollen die Regierung stürzen.“

Als Hayrullah Bey sich gerade mit dem Einwand auseinandersetzen will, dass die Polizei aber doch schon nach drei Tagen Parkbesetzung die Demonstranten das erste Mal verprügelt hat, mischt sich ein Gast ein. „Ich hätte die schon nach einem Tag vertrieben“, tönt er lautstark, „diese Aufrührer sollte man alle verprügeln.“ Jetzt diskutiert das gesamte Lokal mit. „Die wollen doch das Land teilen“, meint ein anderer, „da steckt ganz bestimmt Israel dahinter.“ Hayrullah versucht das Gespräch wieder in die Hand zu bekommen, seine Gäste zu beruhigen und dem Ausländer den Hintergrund ihrer Auffassungen zu erklären.

„Man muss doch einfach nur mal logisch denken“, sagt er und holt aus: „Niemand veranstaltet so einen Aufruhr für zwei Bäume. Vielleicht waren wirklich ein paar Umweltschützer am Anfang dabei, aber dann haben sofort die Extremisten die Sache übernommen. Die haben die Polizei angegriffen und die Eskalation provoziert. Das war keine Bäume-Geschichte, das war ein Angriff auf unsere Regierung. Bis vor drei Wochen war doch alles gut. Die Wirtschaft lief, aber die wollen das zerstören.“

Willkommen bei der schweigenden Mehrheit der Türkei. Hayrullah Bey war nicht auf der Großkundgebung von Ministerpräsident Erdogan am Sonntagabend dabei, unterstützt aber die Regierung. „Natürlich werde ich im kommenden Jahr Erdogan wieder wählen“, sagt er, „keine Frage.“

Der alte Istanbuler Stadtteil Üsküdar liegt am asiatischen Ufer der Stadt. Er war schon zu osmanischen Zeiten ein religiöses Zentrum und ist es bis heute. Wer mit der Fähre von der europäischen Seite herüberkommt, sieht als Erstes zwei große Moscheen rechts und links vom Anleger, eine davon wurde noch von dem berühmten osmanischen Baumeister Sinan im 16. Jahrhundert erbaut.

Hochburg der AKP

Üsküdar ist eine Hochburg der konservativen Partei AKP von Ministerpräsident Recep Tayyip Erdogan, ihre einzige echte Konkurrenz im Stadtteil war bislang die islamische Partei der Glückseligkeit, in der die Hardcore-Islamisten versammelt sind. Erdogans Privathaus steht auf einem Hügel in Üsküdar und nebenan, auf Camlica, der höchsten Erhebung Istanbuls, die auch zum Bezirk Üsküdar gehört, will Erdogan eine der größten Moscheen der Welt bauen lassen.

Die Hauptstraße Üsküdars macht noch einen ganz weltlichen Eindruck. Steigt man jedoch in die höher liegenden Seitenstraßen empor, offenbart sich schnell ein anderes Bild. Zwischen uralten Moscheen und einigen Tekkes, den Versammlungsräumen religiöser Orden, liegen Geschäfte für Mekkapilger, in denen sich die Gläubigen vor der großen Reise ausstatten können.

Der Inhaber eines dieser Läden, Yasin Bey, lädt gleich zum Tee ein und hat keinerlei Vorbehalte, mit der ausländischen Presse zu plaudern. „Ja, die ganze Geschichte rund um den Gezi-Park war schlecht fürs Geschäft und schlecht für das Image der Türkei.“ „Ihr“, nickt er zum ausländischen Journalisten, „habt aber auch vieles falsch wiedergegeben. Erdogan wollte am Taksimplatz doch nur gute Sachen machen. Die Autos durch Tunnel unter die Erde bringen, das ist doch schön.“

Doch Yasin Bey ist gläubiger Moslem und deshalb gegen alle Gewalt. „Die Polizei war auch zu hart“, meint er, „schließlich waren es auch Türken, die sie verprügelt haben.“ Der Nachbar vom Laden nebenan handelt ebenfalls mit religiösen Utensilien und unterstützt ihn. „Erdogan hätte nicht so harsch reden sollen, wenn er diplomatischer gewesen wäre, wäre die Geschichte nicht so eskaliert.“ Beide sind für Erdogan, aber ihre Begeisterung ist doch deutlich abgekühlt. „Mehr Dialog wäre besser“, sagt Yasin Bey zum Abschied.

„Lieber nichts sagen“

Dass die beiden keine absoluten Ausnahmen sind, zeigt eine aktuelle Meinungsumfrage, die die bislang nicht für ihre regierungskritische Haltung bekannte englischsprachige Ausgabe von Zaman, Today’s Zaman, gerade veröffentlichte. Danach würden im Moment nur noch 36 Prozent statt wie noch bei den Wahlen 2011 fast 50 Prozent der Türken Erdogans AKP wählen. Viele ärgern sich über den harschen Ton des Ministerpräsidenten.

Es ist schwierig, in Üsküdar auch Frauen nach ihrer Meinung zu den Demonstrationen der letzten Wochen zu befragen. Die meisten winken gleich ab, wollen sich nicht äußern. Auch am Grabmal eines verehrten Scheichs, der Aziz Mahmud Hüdayi Türbesi, einem Wallfahrtsort in Üsküdar, wollen die dort versammelten Frauen „lieber nichts sagen“.

Nur eine verhüllte Großmutter gibt uns einen Tipp. „Ihr müsst in das Viertel weiter nördlich gehen, da wird sogar gegen Erdogan demonstriert“, erzählt sie. „Da reden die Leute eher.“ Auf einem Kinderspielplatz ein paar Straßen weiter in diesem anderen Viertel in Üsküdar haben die Frauen dann tatsächlich weniger Hemmungen, ihre Meinung zu sagen.

„Gewalt ist immer schlecht“

Eine Frau, die mit Mann und Kind da ist und ein Kopftuch nach dem Vorbild von Emine Erdogan, der Frau des Ministerpräsidenten, trägt, beschwert sich über die Gewalt „auf beiden Seiten“ und die „Provokateure“, wie sie sagt. „Gewalt ist immer schlecht, das sieht man ja auch in Syrien“ meint sie. Trotzdem hält sie unerschütterlich zu Erdogan. „Er ist ein guter Mann. Er hat durchgesetzt, dass wir das Kopftuch tragen dürfen und unsere Kinder in den Korankurs schicken können.“

Eine junge Mutter auf der Bank nebenan ist da ganz anderer Meinung. „Ich glaube nicht an Provokateure“, sagt sie. „Mein Kopf ist zwar bedeckt – sie trägt auch den so genannten Türban, das islamische Kopftuch –, aber mein Verstand nicht.“ „Die Polizei in der Türkei ist brutal, das ist eine Schande.“ In ihrer Straße wird jeden Abend Kochtopfschlagend gegen Erdogan demonstriert. „Finde ich gut, sagt sie, ich werde den nicht mehr wählen.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

29 Kommentare

 / 
  • RS
    rainer stahl

    10 000+ auf der strasse in einem viertel dass der AKP "gehörte... üsküdar heute straft die taz von gestern lügen... :) so ist das eben im joulnalistenleben :))) schade dass die maer vom "weissen bourgeoisen türken" nicht aufgeht, stimmts ?!

  • TL
    Tim Leuther

    @Ararat

    Man kann auch alles zu ende relativieren.

    "Etwas abgestürzt" "Schuld ist Libanon"

     

    *klar*

     

    Und der Index 2013 spiegelt die Situation in Italien nicht korrekt da, er ist nicht aktuell.

     

    Aber in der Türkei ist in den letzten ähh, Wochen nicht negativ aufgefallen???

     

    Aber Sie haben recht, ich bin nur ein Nazi und die Türkei ist eine absolut europataugliche Musterdemokratie. Wenn man mehr Journalisten im Gefängnis hat als China, in der Pressefreiheit hinter Russland liegt, ach schau, in Deutschland gibt es auch politische Einflüsse beim ZDF. Das ist doch alles irgendwie gleich. Wenn man Unterschiede sieht, dann sind es vorurteile gegen Türken. Und wenn nicht das, dann ist es Islamophobie.

     

    Jaja.

     

    Nein, so ist es nicht. Erdogan ist ein Antidemokrat wie Putin,, und Erdogan und die AKP und nicht Libanon oder die Zinsmafia oder ausländische Agenten oder sonst was außerhalb der Türkei (wie meine Vorurteile oder die der Reporter ohne Grezen) ist Schuld das die Pressefreiheit in der Türkei da ist wo Sie ist. Das sind alles lächerliche Exkulpationsversuche.

  • A
    Ararat

    Von der Regierungsübernahme Erdogans bis 2009 befand sich die Türkei auf diesem Index stets auf einem Platz um 100. Erst in den letzten 3, 4 Jahren stürzte sie etwas ab. Das hat aber weniger mit Erdogan selbst, als mit politischen Entwicklungen ausserhalb der Türkei zu tun. Libanon-Krieg, Bürgerkrieg in Syrien, ausgesetzte EU-Beitrittsverhandlungen, um nur ein paar Dinge zu nennen.

     

    Bei Italien ist die jüngste Entwicklung angesprochen in meinem letzten Beitrag noch gar nicht berücksichtigt.

     

    In doppelter Hinsicht also mal wieder "selektive Wahrnehmung".

  • TL
    Tim Leuther

    @Ararat

    Nur damit Sie es verstehen:

    Italien ist bei der Pressefreiheit Platz 57. Nicht gut.

     

    Aber die Türkei ist Platz 153.

     

    Und es gibt nur 179 Länder in diesem Ranking.

     

    Aber das der Herr Erdogan seine Frau nicht betrügt, gleicht das schon aus....

  • TL
    Tim Leuther

    @Ararat

    Zu meiner Selektiven Wahrnehmung:

     

    http://www.reporter-ohne-grenzen.de/ranglisten/rangliste-2013/

     

    Die Reporter ohne Grenzen haben Sie auch.

     

    Basteln Sie mal ne weltkarte draus. Machen Sie die Länder grün, die vor der Türkei sind, und die Rot die nach der Türkei sind. Dann sehen Sie das ausmaß. Ich habs gemacht. Afrika ist im großen und ganzen Grün.

     

    Ja, die EU ist nicht Perfekt. Und ja auch in der EU gibt es Länder wo einiges echt nicht gut läuft. Aber auf einer Stufe mit Leuten wie Erdogan oder Putin ist hier niemand.

     

    Mit ihrer Relativierung von dem was in Istanbul passierte zu dem was in Stuttgart passierte, disqualifizieren Sie sich in meinen Augen als rationaler Gesprächspartner. Genauso wie mit ihrem Seltsamen Hinweis auf die Seitensprünge des Herr Seehofers.

  • A
    Ararat

    Regierungskritische Journalisten hinter Gitter zu bringen - kann im "Kern-Europa", der "westlich-abendländischen Wertegemeinschaft" ja nicht passieren...

    http://www.digiversum.de/allgemein/schleichendes-ende-der-pressefreiheit-in-der-eu-erst-ungarn-jetzt-italien-mit-drastischen-masnahmen-gegen-freien-journalismus

     

    Soviel zu "selektiver Wahrnehmung" dieses Problems ihrerseits.

     

     

    Im Nachgang des "schwarzen Donnerstags" der S21-Proteste wurde Ende März Anklage gegen zwei(!) Polizisten erhoben, nachdem zuvor gegen 12(!!) Beamte eineinhalb Jahre lang ermittelt worden war. Ob das Landgericht diese Anklage überhaupt zur Verhandlung annimmt ist noch unklar. Falls ja, muss es erstmal zu einer Verurteilung kommen, in mehr als 95% aller Fälle endet das für Polizisten nämlich mit Freispruch. Falls sie aber tatsächlich verurteilt werden sollten, wird das höchstwahrscheinlich auf eine Geld- oder/und Bewährungsstrafe hinauslaufen. Den Job wird kein Polizist verlieren.

     

    Nur ein weiteres Beispiel für ihre selektive Wahrnehmung.

  • TL
    Tim Leuther

    @Ararat

    Ich denke nicht das ich eine Sekeltive Wahrnehmung habe. Die vergleiche die Sie gezogen haben passen einfach nicht. Sie verglichen Ehebrecher mit Reporter-hinter-gitter-bringer. Und Sie meinten wenn in der EU in der Opposition einige sonderliches Äußern, dann können Sie so tun als wenn es Regierende wären. Sind sie aber nicht WEIL Sie dafür nicht gewählt wurden.

     

    Ich haben auch bei der Polizeigewalt keinen doppelten Standard. Sie aber schon. Nur so kommen Sie auf die Idee Stuttgart 21 mit Istanbul zu vergleichen. Stuttgart 21 war 1 Tag. Einer verlor sein Augenlicht. Und der Verantwortliche Einsatzleiter verlor seinen Posten.

     

    Wo ist das hier vergleichbar? Das zu vergleichen ist absolut lächerlich.

  • B
    bull

    @ Timur:

    Auch schon reingefallen auf das AKP Gelüge?

    İch weiss das Gift der AKP hat sich tief festgesetzt,aber falls Sie noch ein paar nüchterne Momente haben laufen Sİe mal mit offenen Augen und Ohren in der Türkei herum.Falls Sie Türke sind werden Sie sehr schnell merken was für einen Staat die AKP will.Man muss die Untertöne hören um dies zu verstehen.

  • A
    Ararat

    @Tim Leuther

    Ein moralisch verwerflich Denkender und Handelnder gilt also erst als solcher, wenn er "an der Regierung" ist?

     

    Das einzige, das hier "bekloppt" ist, ist ihre verlogene Argumentation der selektiven Wahrnehmung. Aber das wissen sie wohl selber nur zu gut.

     

    Auf die Idee, für jeden von der Polizei in Deutschland getöteten Menschen Herrn Friedrich oder gar Frau Merkel persönlich verantwortlich zu machen kämen sie wohl kaum. Aber gleiches kann ja unmöglich auch für die Türkei gelten, nicht wahr? Man muss Erdogan nicht mögen und kann ihre Dummheit und Heuchelei, ihren "Double Standard" trotzdem nur belächeln.

     

    Im Grunde braucht man ja gar nicht so weit nach oben zu blicken. Allein die Einsicht, dass wir in Europa ja schliesslich auch Leute wie sie aushalten müssen reicht um zu verstehen, dass wir die Türken hier ganz gut gebrauchen können.

  • B
    bull

    Die Türkei hier ist Deutschland in den 30ern.Die Mehrheit der Menschen ist durch jahrelangen Desinformation in den Medien weichgespült.Sie glauben nur dass was in den Medien kommt.Und dies ist regierungsfreundlich.İst auch klar sonst kommen die sofort in Haft.İn der Türkei heute wird das Recht gebeugt dass sich die Balken biegen.Diese Junta die sich in der Türkei breit gemacht hat wird sich auch durch demokratische Wahlen nicht mehr von der Macht drangen lassen.Es ist diesmal wirklich hoffnungslos.Die Kopftuchfrauen die sich heute noch freuen,denen wird schon sehr bald das Lachen vergehen.İch denke bis in 4 Jahren wird man den Frauen das Wahlrecht aberkennen.Schon jetzt ist es ja bei AKP Leuten nicht unüblich sich noch 3 Frauen.İch denke ich kann damit leben ich nehme mir einfach auch noch 3 Frauen.

  • TL
    Tim Leuther

    @Ararat

    Wie viele Menschen sind bei Protesten gegen Berlusconi gestorben? Auch Orban ist mit Berlusconi nicht vergleichbar. Die anderen waren gar nicht in der Regierung.

     

    Also alles unpassende vergleiche die das was Erdogan macht relativieren soll. Erdogan ist Putin ohne Öl.

     

    Und ja, vergleiche mit Horst Seehofer und dem Innenminister sollten sie nicht erwähnen. Die zu vergleichen heranzuziehen ist bekloppt.

     

    Zu ihre Erwähnung mit dem "wann". Das ist ihr Wunsch. Nicht ihre Einschätzung. Das wird bzgl. der Türkei immer gerne verwechselt. Und wenn es Ihre Einschätzung ist, so ist die sehr träumerisch. Es steht keineswegs fest ob die Türkei je der EU beitritt.

     

    PS: Wenn ein Politiker/König seine Frau betrügt, dann ist das irrelevant. Im Gegensatz zu jedem einzelnen Journalisten der in der Türkei im Gefängnis sitzt. Wenn Sie das anders sehen, dann ist vielleicht der Iran ein besserer Partner. Dafür müsste Erdogan aber erst einmal den Stellvertreterkrieg in Syrien abblasen.

  • T
    Timur

    Die ganze Gezi-Geschichte stört die kurdische Seite die nun bald wieder mit Terror droht. Liest was die PKK Kader in den letzten Tagen von sich geben. Bis zu den Parlamenspausen will die Terrororganisation der Kurden Ihre Forderungen durchgesetzt wissen, sonst müsste diesmal nicht nur die Soldaten terrorisiert, sondern das gesamte türkische Volk. Die Terroranschläge sollen im Westen der Türkei verlagert werden. Eine gefährliche Situation, worauf sich die Regierung bislang nicht geäußert hat.Sobald die Regierung die Gelegenheit bekommt mit der PKK zu verhandeln, werden Sie es tun. Die Gezi-Demos nützen im Grunde genommen der patriotischen Politik. Der Kemalismus wurde seit 30 Jahren vom Westen attackiert und konservativen wurden unterstützt, als wollte man dem türkischen Volk Schaden zufügen. Die AKP hingegen hat sich in die ehemaligen Positionen der alten demokratischen Parteien wie DP +ANAP verlagert. In den deutschen Medien wird immer wieder von islamisch konservativen Partei gesprochen, was in der Türkei niemand akzeptieren kann, denn die Türkei ist nach wie vor laizistusch , religiöse Bezeichnungen der Parteien sind verboten. Die AKP ist eine konservative Partei die sich nicht vom Kemalismus distanziert, sondern vom Scheinkemalismus dessen Inhalte bis heute nicht von allen akzeptiert werden kann. Deshalb guckt euch bei Gelegenheit auch mal die Atatürk Fotos bei den diversen Parteien um, Ihr werdet feststellen, dass die Unterschiede politisch sind. AKP ist für einen demokratisch, konservativen Kemalimus. Übertriebener Personenkult gilt als Gotteslästerung.

  • AU
    Andreas Urstadt

    Es ging um 600 Baeume, die gar nicht so lang fuer Baeume da standen. Klug waere sofort gewesen, fuer jeden Baum in Istanbul einen neuen zu pflanzen. Istanbul hat wenig Baeume. Wenig gruen ist sogar unislamisch.

     

    Bei der Suche nach Pflanzstellen haettens auch mehr als die 600 Baeume sein koennen. Erdogan verhielt sich sofort dumm. Die U Bahn extra nachts fahren lassen und die Arbeitszeiten aller Mitarbeiter auf Anweisung verlaengern, damit die Anhaenger zum Flugplatz fahren koennen ist chauvinistischer Umgang mit Macht.

     

    Es gibt auch hier Buergermeister, die ganze Altstadtviertel platt machen wollen, dieselben Allueren wie ich neulich ueber die deutsche Stadt Homberg/Efze sah. So ein Wahnwitz ist in den letzten Jahrzehnten in Deutschland eigentlich nicht bekannt. Das Denkmalamt stoppte den Wahnsinn. Es sind dieselben Allueren von Leuten, die zu lang im Amt sind. Das ist nicht spezifisch tuerkisch. Auch in Homberg/Efze sollte stattdessen Einkaufszentrum und Parkhaus entstehen, es stecken dieselben Ideen und Ruecksichtlosigkeiten dahinter. Der Buergermeister bekam Strafbefehle wegen seiner Art und Weise. Es wurde demokratische Akteneinsicht und Mitbestimmung verweigert usw. Das entspricht auch Erdogan s Stil. In den Haeusern in Homberg wohnen viele Migranten, die man damit zusaetzlich aus der Innenstadt entfernt haette, auch Tuerken. Verkauft als nachhaltige (wirklich) Stadtpolitik. Erdogan machte mit Istanbul Vergleichbares inkl Umsiedlung armer Innenstadtbevoelkerung. Stadt wurde zur Macht u Dispositionsflaeche. Das ist nichts spezifisch Tuerkisches.

     

    In Paris lief in den 50/60ern Vergleichbares inkl brutaler Umsiedelungen von Stadtbewohnern. Ohne Twitter und Facebook usw - die Betroffenen waren isolierter als heute.

     

    In Homberg wurde u a begruendet mit Belebung der Innenstadt, ausser 8 wurde dabei gelassen, dass gerade die zum Abriss frei gegebenen Strassen belebt waren, mit Migranten. Die man bereits mental ausgelagert hatte und ausradiert. Genauso verhielt sich Erdogan. Die Dinge waren mental bereits umgesetzt und dadurch keine adaequate Reaktion auf die Realitaet mehr moeglich.

     

    Die Oma war gut und hilfreich.

  • K
    komisch

    @usta

     

    Ich habe gelesen, dass in der Türkei nur Judentum, Islam und syrisch-Orthodox, griech. orthodox erlaubt ist.

     

    Katholiken, Protestanten, Buddhisten, Hindus etc. haben in der Türkei keine Religionsfreiheit.

     

    Wissen Sie das nicht oder ist das dieses Taquiya?

  • A
    Ararat

    @Foo the Bar

     

    "Er hätte die Polizei zurückhalten sollen bis die Revoluzzer komplette Straßenzüge verwüstet haben und erst dann zuschlagen sollen. Im Prinzip ist das was in Istanbul passiert nichts anderes als eine Mischung aus S21 und dem 1.Mai in Berlin. Es gibt die lauten Randalierer auf der einen Seite und die Polizei auf der anderen. Wer friedlich für die paar Bäume protestieren wollte gerät zwischen die Fronten und wird aufgerieben."

     

    Das Problem ist nur, die grosse Mehrheit HAT ja FRIEDLICH protestiert - genau wie bei "S21". Es hat zwar auch ein paar Steinewerfer und Molotow-Cocktail-Bastler gegeben. Nur sind die - genau wie beim 1. Mai in Berlin - von der Polizei als "Agent Provocateurs" kurz vorher in die Menge geschickt worden um der Polizei einen Grund und dem türkischen Staatsfernsehen die "richtigen" Bilder zu liefern, das haben übereinstimmende Augenzeugenberichte ergeben.

  • P
    Pedro

    @Usta: für die Osmanen war ihr Reich bestimmt ganz praktisch.

  • A
    Ararat

    @1Leser

     

    "Die Türkei beschränkt sich nicht auf Istanbul..."

     

    Da haben sie Recht.

    http://www.stepmap.de/getmapimg.php?id=1291084&w=572&m=2&embed=e57cff25db7896ac52efcd60041eae992f4b639f

     

     

    @Tim Leuther

    "Die EU ist weder ein Völkerumerziehungsinstument wie die einen glauben noch ein Platz für Leute die so sind wie Erdogan oder Putin."

     

    Wir haben Bunga-Bunga-Berlusconi, den schwedischen Porno-König Gustav, Samaras, Haiders FPÖ, den Hassprediger Geert Wilders, den "Groß-Ungarn"-Spinner Orban, nicht zu vergessen unsere eigenen durchgeknallten Wasserprediger und Schnapsdrosseln a la Stasi-Fan H.-P. "ich bin ein Trojaner" Friedrich oder Horst "die offene Hose" Seehofer. Um nur ein paar derer zu nennen, die mir spontan einfallen.

     

    Da wird es ein Erdogan schwer haben, überhaupt noch aufzufallen.

     

    Die Frage ist sowieso nicht "ob" die Türkei der EU als Vollmitglied beitritt, sondern lediglich "wann".

  • TL
    Tim Leuther

    @Foo the Bar

    Wieviel Tote gabs denn bei S21?

    Hab von einem gehört der sein Augenlicht verloren hat. In Istanbul wird das wahrscheinlich nicht mehr gezählt.

     

    Ich finde dieses "bei uns gibts das ja auch" relativismus ein bisschen lächerlich.

     

    Man kann auch jemanden der seinen Schlüssel verliert und bis zum nächsten morgen durch die Stadt schlendert bis der Hausmeister kommt mit einem Obdachlosen vergleichen. Passen tut es aber nicht.

  • TL
    Tim Leuther

    @Sonia

    Was glauben Sie woher die Finanzierung der 6-10% Leistungsbilanzdefizit her kommen?

     

    So viel zu "nicht Abhängig"

  • RR
    Robin R.

    Ach, die Begeisterung bröckelt? Dumm nur, dass die Türkei nun mal nicht nur aus Istanbul besteht ... Ein weiterer durchschaubarer Versuch der deutschenverachtenden tsz, uns dieses in jeder Beziehung rückständige Land als geeigneten EU-Beitrittskandidaten zu präsentieren. Lächerlich.

  • U
    Usta

    wir Türken wollen nicht in die EU.., Erdogan wird gestärkter bei den nächsten Wahlen hervorgehen..

    wir gehen unserer Kultur nach und ihr geht eurer ("Leit")-Kultur nach..

     

    so wie Ihr eure christlich demokratische union habt, haben wir unsere islamisch demokratische partei..

     

    aber nein so dürfen wir uns nicht nennen denn das wort islam ist ein pseudonym für terror angst und bomben gemacht worden..

     

    stichwort schleichende "islamisierung"..der islam hat eine "islamisierung" nicht nötig jeder ist frei in seiner Ausübung der Religion

     

    wie multi kulti und multi religion miteinander über 500 Jahre leben konnten haben die osmanen bewiesen bis die imperialmächte kamen mit ihrem rassismus und dem nationalbewußtsein und dem ausbeutergedanken..

  • FT
    Foo the Bar

    Da hat der Erdogan einen Fehler gemacht. Er hätte die Polizei zurückhalten sollen bis die Revoluzzer komplette Straßenzüge verwüstet haben und erst dann zuschlagen sollen. Im Prinzip ist das was in Istanbul passiert nichts anderes als eine Mischung aus S21 und dem 1.Mai in Berlin. Es gibt die lauten Randalierer auf der einen Seite und die Polizei auf der anderen. Wer friedlich für die paar Bäume protestieren wollte gerät zwischen die Fronten und wird aufgerieben.

     

    http://www.hurriyetdailynews.com/molotov-throwing-protesters-in-taksim-not-our-members-says-socialist-party-.aspx?pageID=238&nid=48593

  • G
    gerstenmayer

    wird hier ein türkischer frühling herbeigeredet?

    das geht schief wie bei allen gewünschten frühlings der letzten jahre-erdogan wurde vom türkischen volk gewählt und hat grossen rückhalt-wie wenige sind doch die demonstranten im verhältnis

  • S
    Sonia

    Entweder ist der afrikanische oder asiatische.. Staatchef eine Marionette in westlichen Händen dann ist er gut. In dem Fall ist sein land ein touristisches, Hurenland...

    oder er bestreibt ein starkes nicht mehr vom Westen abhängiges Land. Dies haben wir gesehen mit Erdogan, der sein Land gestärkt hat... dann ist er antidemokratisch und und und bla bla bla Ihr dürfet Industrie...haben andere nicht. Die anderen sollten nur kaufen nichts produzieren...

  • Z
    ZeitenwandererIn

    Der Ministerpräsident der Türkei, Erdogan macht alles richtig in diesen schwierigen Zeiten...

     

    Weiter so.

     

    Ein weiteres, instabilles Land in dieser Gegend wäre für den Weltfrieden untragbar, zumal Herr Erdogan demokratisch gewählt wurde.

  • U
    Uculpac

    @ Joe:

     

    Erdogan will und wollte nie in die EU! Wer sich ein wenig mit seinem Werdegang beschäftigt weiss das sein politischer Ziehvater Necmettin Erbakan immer dafür plediert hat das die Türkei Leitlicht in der Islamischen Welt werden sollte, ansatt das Schlusslicht in Europa!

    Erdogan hat clever gespielt und sich hoffieren lasse als Vermittler zwischen "den Welten".Er hat seine Weltpolitische Position so verstärkt und am Ende glaubt er wieder gewählt zu werden und unantastbar zu sein, das Thema EU-Beitritt ist auch gegessen...

    Ihn wollte ja keiner (der Arme!).

     

    Hier wird (von politischer Seite) nicht nur die Türkei gespalten sondern die Menschen im Orient und Okzident.

  • 1
    1Leser

    Die Türkei beschränkt sich nicht auf Istanbul...

     

    Der gewählte Ministerpräsident der Türkei, Erdogan macht es richtig!

     

    Was würden die USA wohl machen, wenn dort solche Aufstände ausbrechen würden, hä?!

  • TL
    Tim Leuther

    Entweder ist die Mehrheit gegen Erdogan, oder die Türkei passt nicht in die EU. Beides kann nicht sein.

     

    Die Befürworter des Türkeibeitritts teilen sich grob in 2 Gruppen:

     

    Die einen Träumen davon das Sie Mithilfe der EU, die die Gruppe der Türken die gegen Erdogans Ideologie sind, zur größeren machen.

     

    Die anderen wollen das die Türkei beides ist in der EU, und Politik von Erdogan.

     

    Keiner von denen denkt an die EU. Eine EU mit einem 75-Millionen-Ungarn? Und was Orban in Ungarn macht ist gar nicht vergleichbar mit dem was in der Türkei passiert. Orban will da hin wo die Türkei bis vor 4 Monaten war. Ob er jemals da ankommt steht in den Sternen.

     

    Die EU ist weder ein Völkerumerziehungsinstument wie die einen glauben noch ein Platz für Leute die so sind wie Erdogan oder Putin.

  • J
    Joe

    Auf eine zynische Weise ist es ganz gut, was Erdogan da unten grad treibt: damit verscheißt er sich den EU-Beitritt nämlich mehr und mehr.