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Auf der Spur der SäbelzahnkatzeDie Filetmesser der großen Eiszeitkatze

Eine Oldenburger Schau zieht eine Linie von der eiszeitlichen Säbelzahnkatze bis zum heutigen illegalen Fellhandel.

Furchterregend: Nachbildung einer Säbelzahnkatze Foto: Uwe Zucchi/dpa

So ein Säbelzahn war kein Spaß: Scharf und gesägt wie ein Filetmesser, reichte ein kurzer Biss in den Hals des Opfers, und Säbelzahntigers Frühstück war bereitet. Das wird nicht nur Baby-Mammut, Wildpferd oder was sonst in der Eiszeit herumlief, getroffen haben. Auch Menschen hat die Säbelzahnkatze, der eine Oldenburger Ausstellung jetzt nachspürt, wohl angefallen, wenn es sich ergab. Ein von ArcähologInnen aufgefundener Neandertalerschädel zeigt jedenfalls Bissspuren einer Großkatze, die ein Leopard, gut oder auch eine Säbelzahnkatze gewesen sein kann.

Marodierend auf dem eurasischen und nordamerikanischen Kontinent, war die Säbelzahnkatze (Homotherium latidens) vor 300.000 Jahren eins der gefährlichsten Raubtiere, an dessen Existenz sich die Archäologie peu à peu heranforschte. Dass es auch in Norddeutschland vorkam, wurde 2012 durch Funde im niedersächsischen Schöningen bewiesen, wo bei Grabungen zunächst nur ein riesiger Zahn, später auch Großkatzen-Skelette entdeckt wurden. Wirklich scharf gestellt hat dann das Bild ein Fund im tauenden sibirischen Permafrost: Im Indigirka-Becken legten der Paläobiologe Alexei Lopatin und sein Team ein tiefgefrorenes Säbelzahnkatzenbaby frei.

Jetzt weiß die Welt, wie braun das Fell und wie breit die schneegängigen Tatzen des Tieres sein konnten. Dass sich der Mensch der Großkatze mehr oder weniger effektiv erwehrte, zeigen im übrigen die 300.000 Jahre alten Speere, die man in Schöningen bei den Homotherium-Skeletten fand. Sie gelten als die ältesten erhaltenen Jagdwaffen überhaupt. Dass es die Säbelzahnkatze noch quasi bis gestern gab, bewies indes im Jahr 2000 der Fund eines „nur“ 28.000 Jahre alten Säbelzahkatzen-Knochens in der Nordsee, die in der Eiszeit gefroren und auch von allerlei Mammuts, Wollnashörnern und Riesenhirschen bevölkert war.

Auch der moderne Mensch, der Homo sapiens, muss der Raubkatze also begegnet sein. Wobei die heutigen Großkatzen mit der Säbelzahnkatze nur einen Vorfahren teilen; direkt verwandt sind sie nicht. Doch auch Präparate heutiger Löwen, Tiger, Leoparden, von Manul und Fischkatze finden sich im „Cat Walk“ der Oldenburger Ausstellung. Sie lenkt so den Blick von den ausgestorbenen Raubtieren auf die Probleme des Artenschutzes, hier: den illegalen Handel mit Fellen.

Säbelzahnkatzen. Ausstellung im Landesmuseum Natur und Mensch, Oldenburg. Bis 10. 8.

Daher hängt dort auch ein beschlagnahmter Mantel aus Ozelot: Oft wird die Haut dieser Pardelkatze illegal als Kunstfell deklariert, weil sich echtes aus ethischen Gründen nicht mehr gut verkauft. Dabei muss in der EU seit 2011 und seit 2016 auch in Deutschland der Hinweis „enthält nicht textile Teile tierischen Ursprungs“ seine Verwendung sichtbar machen. Testkäufe des Tierschutzbundes zeigen aber, dass bis heute über die Hälfte der auf Märkten angeboten Felle falsch oder gar nicht deklariert sind. Die Oldenburger Ausstellung bietet hier konkrete Hilfe in Form einer Fühlstation zur Unterscheidung von Kunst -und Echtfell.

Unterhaltsamer kommt in der Schau die Frage nach Ursprung und Wirkung des gedruckten Leopardenmusters daher. Erfunden 1947 von Christian Dior, finden sich hier feine Bezüge zur Antike: Schon der mythologische Held Herkules trug Löwenfell, um kraftvoll zu wirken. Und der Mensch von heute verkleidet sich als Leo­pard, um unabhängig und rebellisch zu erscheinen.

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