Auf Du und Du mit Platt: Plattdüütsch mutt
■ ... aber die Ämter sprechen hochdeutsch
Der Skandal ist perfekt. Etliche der 57 Städte und Gemeinden im Oldenburger Land verstoßen gegen die Europäische Charta. Nicht gegen die der Menschenrechte – aber immerhin gegen die der Minderheitensprachen. Der niedersächsische Amtsschimmel wiehert hochdeutsch. Auf die Frage an die BürgermeisterInnen, was sie zur Plattförderung tun, antworten die meisten: „Bit vandaoge hebbt wi uns nicks äowerlegt.“ 22 von 42 BürgermeisterInnen kannten in einer Umfrage der Aktion „Plattdüütsch höört daarbi“ nicht einmal den Stadtnamen auf Platt.
Dennoch wird fast überall in den Amtsstuben platt geschnackt, nur mit dem platt Schreiben tun sich die meisten schwer. Angeblich sind die Dialekte von Ort zu Ort so unterschiedlich. Das eskaliert dann in dem steten Vorwurf: „Mien Platt is richtig, un dien is verkeert.“
Dagegen wehrt sich jetzt die Initiative „Plattdüütsch höört daarbi“. Deren Sprecher Uwe Joachim Moritz weist darauf hin: „Toerst und jümmers Plattdüütsch anwennen – egal wie.“ Und er klagt an. Niedersachsen habe im Rahmen der Charta- Diskussion zugesagt, daß die Verwaltungen des Landes mehr Plattdeutsch verwenden wollen. Der Aufkleber „Ik snack platt – Du o?“ an den Amtsstubentüren weise den richtigen Weg. Dennoch fordert man mehr. Die Ämter sollen Dienstleistungen auf Plattdeutsch anbieten – vom Formular bis zum plattdeutschen Schreibdienst.
Ungeheuerliches leistet sich dagegen der Norddeutsche Rundfunk. Wegen der Umstellung von NDR 4 auf NDR 4-Info wurde klammheimlich die plattdeutsche Rundfunkandacht aus dem Programm gestrichen. Laut NDR-Pressestelle paßte die Andacht einfach nicht mehr in das neue Konzept. Na denn: In'n Namen vun Gott, den Vader, un sienen Söhn, un den hilligen Geist. Amen. dat dagebladd
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