Atomausstieg: Vorbei, vorbei
Atomkraftgegner*innen und -befürworter*innen begehen den Ausstieg Deutschlands aus der Atomkraft. Und das jeweils auf ihre Weise.
In Berlin fanden am Brandenburger Tor zeitgleich zwei Veranstaltungen statt. Die Umweltschutzorganisation Greenpeace hatte auf der Seite zum Pariser Platz eine aufwendige Installation unter dem Motto „Tschüss, Atomkraft!“ aufgebaut. Ein großer gelber Dinosaurier lag tot auf rostigen Atommüllfässern – auf seinem leblosen Körper triumphierte die rote Anti-AKW-Sonne mit Schild und Schwert. „Die Entscheidung für den Einstieg in diese Technologie war ein historischer Fehler“, sagt der Grünen-Politiker Jürgen Trittin. „Heute korrigieren wir diesen Fehler.“
Wirkliche Feierlaune kommt jedoch bei mäßigem Andrang nicht auf. Liegt das daran, dass Deutschland zwar aus der CO2-armen Kernenergie aussteigt, aber weiterhin viel Kohle und Gas verstromt? Der Kernphysiker und Greenpeace-Aktivist Heinz Smital will sich davon nicht beirren lassen. „Der Atomausstieg wird ein Booster sein für die erneuerbaren Energien“, sagt er.
Etwas mehr Zulauf bei Befürworter*innen
Auf der anderen Seite des Brandenburger Tors freute man sich hingegen gar nicht über den Atomausstieg. Der Verein Nuklearia, der sich für den Ausbau der Atomenergie einsetzt, hatte hier eine Bühne und mehrere Stände aufgebaut. Am frühen Nachmittag ist hier deutlich mehr los als vor der Installation von Greenpeace, weit über hundert Menschen haben sich versammelt.
Eine von ihnen ist Lisa Rass. Sie engagiert sich im Vorstand von Nuklearia. Obwohl laut Umfrage eine hauchdünne Mehrheit der Deutschen derzeit wieder für Atomkraft ist, bleibt das Mobilisierungspotenzial auch hier gering. „Die Kernkraft ist mit so einem starken Tabu belegt, dass viele Leute sich einfach nicht getraut haben“, meint Rass.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles
Israels Brüche der Waffenruhe
Die USA sind kein neutraler Partner