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Atomanlage stark beschädigt

Urananreicherungsanlage in Natanz wohl weitgehend zerstört. Angriffe gehen weiter

Von Lisa Schneider

Schwere Explosionen haben am späteren Dienstag die iranische Hauptstadt Teheran erschüttert. Videos in den sozialen Netzwerken zeigen dichte graue Rauchwolken, die über der Stadt aufsteigen. Es ist bereits der fünfte Tag, seit das israelische Militär in der Nacht von vergangenem Donnerstag auf Freitag seine Offensive auf die Islamische Republik und ihr Atomprogramm begann. Auch in der Nacht auf Dienstag flog das israelische Militär Angriffe: sowohl auf Teheran als auch – nach eigenen Angaben – auf ein geheimes Militärkommandozentrum, das man „neutralisiert“ habe.

Nachdem auch US-Präsident Donald Trump am Montag die Bewohnerinnen und Bewohner Teherans zur Flucht aus der Stadt aufgefordert hatte, spitzt sich die Lage dort nach Berichten von Augenzeugen wie auch verschiedener Medien mehr und mehr zu: Viele flüchten aus der Stadt, Straßen sind verstopft, das Benzin wird knapp.

Derweil wird immer mehr über die Folgen der israelischen Angriffe bekannt: Nach Angaben der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEA) ist es wahrscheinlich, dass alle rund 15.000 Zentrifugen in Irans größter Nuklearanreicherungsanlage Natanz durch einen von Israels Angriffen ausgelösten Stromausfall schwer beschädigt oder zerstört worden sind. IAEA-Leiter Rafael Grossi erklärte: Auch im Inneren der Anreicherungsanlage, die sich teilweise unterirdisch befindet, gab es Beschädigungen.

Grossi äußerte sich außerdem besorgt über eine mögliche radioaktive oder chemische Kontamination innerhalb der Anlage in Natanz. Aber: „Das Niveau der Radioaktivität außerhalb der Anlage in Natanz hat sich nicht verändert und befindet sich auf einem normalen Level“, so Grossi. Man gehe davon aus, dass für die Bevölkerung somit keine Gefahr bestehe. Natanz war einer der ersten Orte, den Israel am Freitag angegriffen hatte. Die zweite große Nuklearanlage in Fordo scheint bislang laut IAEA nicht beschädigt worden zu sein. Nach Medienberichten gerieten bislang zwei von drei aktiven Urananreicherungsanlagen außer Betrieb.

Auch gegen führende militärische Köpfe der Islamischen Republik geht Israel weiter vor: Am Dienstagmorgen erklärte das Militär, es habe am Abend zuvor den wichtigen Militärkommandeur Ali Schadmani getötet.

Auch Iran greift derweil weiter in Israel an: So ertönten unter anderem am Dienstagnachmittag die Sirenen in Zentralisrael. Nach ersten Angaben handelte es sich um eine relativ kleine Salve – „eine Handvoll“ laut der Times of Israel. Einschläge, Verletzte oder Tote wurden zunächst nicht verzeichnet.

US-Präsident Donald Trump sorgt derweil weiter für Aufhebens: Er wolle ein „echtes Ende“ des Konflikts über Irans Atomprogramm – keine Waffenruhe. Er sei „nicht in der Laune, zu verhandeln“. Zuvor hatten die USA zwei Monate lang um einen neuen Atomdeal mit der Islamischen Republik verhandelt.

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