Asylbewerberheim in Hellersdorf: Polizei rechnet mit weiterem Protest
Ein Nazi-Gegner, der einen Polizisten verletzte, wurde festgenommen. Der Polizeipräsident sieht „Rechts-links-Auseinandersetzungen“ als größte Gefahr in Hellersdorf.
Die Polizei hat einen 29-jährigen Mann festgenommen, der nach einer NPD-Demo in Hellersdorf einen Polizisten mit einer Flasche im Gesicht verletzt hat. Gegen ihn war wegen der Schwere der Tat Haftbefehl erlassen worden, teilte die Polizei mit. Die Festnahme sei am Sonntagnachmittag erfolgt. Der Vorwurf: schwere Körperverletzung.
Die Tat ereignete sich am Dienstagabend. Ein Teil der Nazis fuhr mit der Straßenbahn davon, als Gegendemonstranten die Gleise blockierten und Steine schmissen. Der nun Festgenommene rief „Scheiß-Zivi“ und schlug einem Zivilpolizisten in grüner Polizeiweste von hinten mit einer Flasche ins Gesicht.
Der 48-jährige Beamte wurde schwer verletzt: Unter anderem wurde sein Jochbein mehrfach gebrochen. Noch ist unklar, ob der Sehnerv beschädigt ist. Es besteht die Gefahr, dass der Beamte auf dem betroffenen Auge erblindet. Der Täter war direkt nach der Tat festgenommen, dann aber wieder freigelassen worden. Er sei als Teilnehmer von Antinazi-Demos bekannt, sagte Polizeisprecher Stefan Redlich.
In einer anderen Sache rund um die Nazi-Demo und Gegenproteste am Dienstag musste die Polizei einen peinlichen Rückzieher machen. Anders als zunächst dargestellt, hat kein Polizist beobachtet, wie eine Journalistin ein Stromkabel ziehen wollte, um die NPD-Kundgebung zu stören. Das basierte allein auf der Aussage des Neonazis, der die Journalistin zu Boden warf. Die Ermittlungen laufen noch.
Berlins Polizeipräsident Klaus Kandt rechnet damit, dass es bis zur Bundestagswahl zu „erhöhten Aktivitäten“ der rechtsextremen Szene in Hellersdorf kommen kann. „Deswegen sind wir besonders aufmerksam“, sagte er im Innenausschuss des Abgeordnetenhauses. Schwerpunkt der Gefahr in Hellersdorf seien „Rechts-links-Auseinandersetzungen“.
Dass die Situation für Flüchtlinge in Hellersdorf schwierig ist, zeigte sich erneut am Sonntag. Wie die Polizei mitteilte, haben Unbekannte am Nachmittag Bewohner des Asylbewerberheims fremdenfeindlich beschimpft und sind geflüchtet. Der Staatsschutz ermittelt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Bundestagswahl 2025
Parteien sichern sich fairen Wahlkampf zu
Bundestagswahl am 23. Februar
An der Wählerschaft vorbei
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Streit um Russland in der AfD
Chrupalla hat Ärger wegen Anti-Nato-Aussagen
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund