■ Daumenkino: Astronaut's Wife
Aus dem unendlichen Universum des SF/Horror-Films hat Autor und Regisseur Rand Ravich ein besonders abgegriffenes Konzept herausgewühlt: Was, fragt jetzt „Astronaut's Wife“, hat es damit auf sich, wenn Menschen, die einem überaus vertraut sind, plötzlich so merkwürdig und völlig fremd wirken?
Imitation, Kopie oder beherrscht durch eine unbekannte Macht – damit haben sich schon „The Quartermass Experiment“, John Carpenters blutiges „Ding“, zahllose Variationen der „Invasion der Körperfresser“ und „Akte X“ beschäftigt. Zunächst wirkt die alte Idee fast noch interessant, weil quasi modernisiert. Denn im Mittelpunkt steht hier kein Wissenschaftler oder Super-Cop, sondern Jillian (Charlize Theron), die junge Frau des Nasa-Astronauten Spencer Armacost (Johnny Depp).
Die Freude darüber, dass ihr Mann als Einziger eine Shuttle-Mission im Erdorbit überlebt, hat bald ein Ende. Denn es häufen sich seltsame Ereignisse, und über die zwei Minuten im All, zu denen es keine Daten und keinen Funkkontakt mit Spencer gab, mag dieser nicht sprechen.
Ob der Astronaut nur schwer verstört ist vom Unglücksfall und dem Tod seiner Kollegen, ob er sich wirklich „verändert“ hat oder ob hier nur die überspannte Fantasie einer vernachlässigten Ehefrau Purzelbäume schlägt, bleibt leider nicht allzu lange offen. Mysteriöse Todesfälle, ein mechanisch überzogener Geschlechtsakt und die seltsamen Wirkungen der Schwangerschaft sind mehr als suspekt. Wenn Spencer wirklich nicht mehr Spencer ist – wessen Zwillinge soll Jillian dann zur Welt bringen? Und wie viele Köpfe werden sie haben?
Als Hollywood-Stück ist „Astronaut's Wife“ knallhart auf Charlize Theron zugeschnitten, die hier offensichtlich endgültig zum Star gemacht werden soll. Wer weiß, vielleicht kann sie tatsächlich schauspielerische Höchstleistungen servieren, doch bislang, und gerade in Ravichs Film, ist davon wenig zu merken. Denn die Theron spielt doch nur noch einmal die gleiche Rolle als junge Ehefrau wie in „Devil's Advocate“. Da ging es um die korrumpierende, finstere Macht Satans, hier um eine wohl außerirdische Kraft, die mittels Ehemann, -frau und bevorstehendem Kindersegen – ja was eigentlich will? Die Erde unterwerfen als Vorhut einer Invasion?
Am Schluss kommt noch ein kleines Effektfeuerwerk und der Beweis für Jillians Muttertier-Instinkte. Warum die geplagte Ehefrau sich letztlich für ihre intergalaktische Höllenbrut entscheidet, bleibt offen. Das ist die einzige Wendung, die „Astronaut's Wife“ von B-Movies aus den 50ern unterscheidet, aber auch kein Trost. TK
‚/B‘ „Astronaut's Wife“. Regie: Rand Ravich. Mit Johnny Depp, Charlize Theron u.a. USA 1999, 100 Min.
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