Asiatische Invasion in den USA: Fischer fürchten Karpfenplage
Gefräßige Karpfen aus Fernost terrorisieren die USA, denn sie vertilgen Unmengen an Plankton. Die Armee ist alarmiert, um die Ausbreitung zu stoppen.
BERLIN taz | Die US-amerikanische Armee hat einen neuen Feind. An der Heimatfront müssen ihre Ingenieure jetzt erstmals erfolgreiche Invasoren bekämpfen: asiatische Karpfen. Nachdem diese über den Mississippi mittlerweile bereits bis nach Chicago vorgedrungen sind, wurde jetzt das Ingenieurskorps mit der Aufgabe betraut, eine weitere Ausbreitung der Tiere in die Großen Seen zu verhindern.
Denn die asiatischen Karpfen vertilgen täglich bis zu 40 Prozent ihres Eigengewichts an Plankton. Futter, das anderen Fischen dann fehlt. Dadurch stellten sie eine Bedrohung für einheimische Arten dar, erklärt Peter Kasprzak vom Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei: „Die asiatischen Karpfen könnten in den Großen Seen den kompletten Fischereimarkt zerstören, sollten sie heimische Fische verdrängen.“ Auf dem Fischereimarkt werden jährlich 7 Milliarden Dollar umgesetzt.
Nicht nur die Wirtschaft der Amerikaner ist bedroht. Bei einem Bootsausflug auf dem Illinois River kann es inzwischen zu ernsten Verletzungen kommen, manche Fischer sind schon dazu übergegangen, Helme zu tragen. Die Silberkarpfen haben die Angewohnheit, bei Gefahr bis zu drei Meter hoch aus dem Wasser zu springen. Dabei gibt es schnell Kollisionen mit Bootsinsassen. Die 45 Kilo schweren Karpfen verursachten dabei schon Gehirnerschütterungen und Rippenbrüche.
Der Bericht der Armee-Ingenieure behandelt acht mögliche Vorgehen gegen die Invasion. Die besten Erfolgsaussichten hätte der Plan, den Illinois River und das Wassersystem Chicagos von den Großen Seen abzukapseln. Die Kosten dafür belaufen sich auf 18 Milliarden Dollar. Ob die Karpfen die veranschlagte Bauzeit von 25 Jahren abwarten, ist jedoch zu bezweifeln.
Eine ganz andere Idee hatte der Chicagoer Dirk Fucik. Gegenüber der britischen BBC schlug er vor, die Fische einfach bis zur Ausrottung aufzuessen. An seinem Fischburgerstand in Chicago verkauft er, wenn es gut läuft, rund 10 Pfund des Fischs. Fischereiexperte Kasprzak dagegen meint: „Ich habe mal in Brandenburg mit Freunden einen Silberkarpfen gefangen und gegrillt. Der hat aber wirklich nicht gut geschmeckt.“
Bis auf den Tisch der Richter des US-Bundesgerichtshofs hat es der asiatische Karpfen immerhin bereits geschafft: Der Staat Michigan hatte vor dem Gericht gegen den Staat Illinois geklagt und eine Schließung der Verbindung des Illinois Rivers durch Chicago mit den Großen Seen verlangt. Die Klage wurde 2010 abgewiesen, eine große Erleichterung für die Frachtschifffahrt in Chicago und vermutlich auch für die Karpfen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
James Bridle bekommt Preis aberkannt
Boykottieren und boykottiert werden
Krise der Linke
Drei Silberlocken für ein Halleluja
Umweltfolgen des Kriegs in Gaza
Eine Toilettenspülung Wasser pro Tag und Person
Stromversorgung im Krieg
Ukraine will Atomkraft um das Dreifache ausbauen