Anspielung statt Bezugnahme: In Zeiten realer Finanzkrise inszeniert Harry Kupfer in Hamburg Franz Léhars „Die lustige Witwe“ – und interessiert sich vor allem für das Unzeitgemäße dieser Operette. Das Premierenpublikum ist nicht überzeugt
Dass Fatih Akins „Gegen die Wand“ als Vorlage für eine Oper taugen könnte, hätte man so nicht erwartet. Aber die umjubelte Uraufführung von Ludger Vollmers Vertonung in Bremen zeigt: Sie war dringend notwendig. Diese Oper ist nicht weniger als die Befreiung aus dem Stahlbad der Harmonielehre
Das neue Hamburger Musical „Tarzan“ lässt die Darsteller an Seilen durch den Zuschauerraum fliegen. Mit einer maximal schlichten Geschichte richtet sich „Tarzan“ damit nicht mehr an ein ergrautes Publikum, sondern an Familien mit Kindern
Wagner versus Wagner: Wie Katharina das Werk ihres Urgroßvaters mit Anfänger-Gags und infantiler Ironie überzieht, ist jetzt am Bremer Theater zu erleben. Immerhin verliert der „Rienzi“ dadurch seine protofaschistischen Konnotationen
Auf der Grundlage von Mozarts „Entführung aus dem Serail“ erarbeiten über 60 Jugendliche und Profis eine „Rap-Oper“. Die heißt „Culture Clash – Die Entführung“ und hat am Samstag an der Staatsoper Hannover Premiere
Wenn das Theater den Wandel einer Investitionsruine fördert: Bevor der Bremer Space Park zum maritimen Einkaufstempel „Waterfront“ wird, geistert dort sechs Abende lang „Der fliegende Holländer“ umher. Und bringt den Bremern das Areal wieder nahe
„Zaïde/Adama“ ist eine Doppel-Oper: Mozarts Torso hat die israelische Komponistin Chaya Czernowin nicht vervollständigt, sondern mit ihrer eigenen Klangsprache kontrastiert. Und ergänzt. Die deutsche Erstaufführung in Bremen erinnert daran, wie eminent politisch Musiktheater sein kann
Claus Guth übersetzt Wagners „Rheingold“ in unsere Zeit, lässt Unternehmer und Taschenspieler auftreten, bietet aber psychologisch eher wenig. Musikalisch dagegen ist der Auftakt zur Neuauflage des vierteiligen Nibelungen-Zyklus an der Hamburger Staatsoper aber durchweg gelungen
Vivaldis „Il Giustino“ in Oldenburg steht für zweierlei: die Re-Barockisierung der Theaterspielpläne und die geglückte Eroberung der neuen Spielstätte. Denn in der großherzoglichen Exerzierhalle zeigt die fast ausschließlich weibliche Besetzung Hochleistung
Die junge Regisseurin Julia Hölscher hat sich mit Rhythmusgefühl und Musikalität einen Namen gemacht. Nach ihrer Inszenierung von Tankred Dorsts „Ich bin nur vorübergehend hier“ in Hannover hat sie sich für das Hamburger Thalia-Theater „Parzifal“ vorgenommen. Die Premiere ist diesen Freitag
Doppelhochzeit, Liebesschwüre, Familienversöhnung: Das Udo-Jürgens-Musical lässt nichts unversucht, um die Tränendrüse zu quälen. Schade eigentlich, denn so waren die Songs nicht gedacht. Am besten würde Jürgens sein eigenes Erfolgsrezept beherzigen: Ein Mann und sein Klavier. Basta
Ganz traditionsbewusst legt die Hamburgische Staatsoper in dieser Spielzeit einen Schwerpunkt auf die Werke von Richard Strauss. Nun hatte „Der Rosenkavalier“ Premiere: als traumhaft entrückte, und doch recht brav inszenierte Feier des Wohlklangs
Wenn das gesungene Drama die eigene Seele öffnet: Die Elektra der Sängerin Jeanne-Michèle Charbonnet an der Deutschen Oper. Inszeniert von der Intendantin Kirsten Harms in einer musikhistorisch interessanten Doppelpremiere
Die Deutsche Oper hat die Spielzeit mit einer radikalen Minimaloper eröffnet. Danach diskutierte man angesichts schlechter Presse über die Zukunft des Hauses und der Oper überhaupt
Musiktheater nach dem Ohnsorg-Prinzip, gestern und heute: Für ihrer Premiere an der Staatsoper haben Nigel Lowery und Amir Hosseinpour mit René Jacobs die Oper „Der geduldige Sokrates“ von Georg Philipp Telemann neu inszeniert