Armenien: "Unser Volk erfährt dadurch Trost"

Armeniens Katholikos begrüßt die Völkermord-Resolution, die gegen den Willen von US-Präsident George W. Bush angenommen wurde.

Wirbel um Resolution des US-Kongresses Bild: dpa

WASHINGTON taz Selten in der Geschichte des US-Kongresses hat eine rein symbolische Resolution so viel Staub aufgewirbelt wie die "H.RES 106" genannte Genozid-Resolution, die ein Ausschuss des Repräsentantenhauses am Mittwoch angenommen hat. Darin wird das Massaker an Armeniern durch das Osmanische Reich vor rund 90 Jahren als Völkermord gebrandmarkt. Trotz eindringlicher Warnungen von US-Präsident George W. Bush an die Abgeordneten stimmte das Gremium mit 27 zu 21 Stimmen zu.

"Unser Volk erfährt Trost durch diese Entscheidung. Wir sind zufrieden, dass die Stimme der Gerechtigkeit gesiegt hat, das wird ähnliche Verbrechen in der Zukunft verhindern", sagte dazu der eigens angereiste armenische Katholikos, Karekin II., zur taz. Bush hatte zuvor die Ermordung von rund 1,5 Millionen Armeniern im Ersten Weltkrieg als eine der größten Tragödien des 20. Jahrhunderts bezeichnet. Er betonte jedoch, dass Historiker klären müssten, ob dafür der Begriff "Völkermord" verwendet werden sollte. Eine Definition per Gesetz sei unangemessen. Ausnahmsweise einmal erfuhr Bush von allen neun Ex-US-Außenministern, darunter Henry Kissinger und Madeleine Albright, Unterstützung. Die hatten zuvor gemeinsam ebenfalls vor der Annahme der schon wiederholt im Kongress vorgelegten Genozid-Resolution gewarnt.

Der türkische Botschafter in den USA, Nabi Sensoy, sprach von einer "traurigen Entscheidung". Die Türkei habe dieses Ergebnis nicht verdient, kommentierten türkische Offizielle die Resolution. Der türkische Ministerpräsident Erdogan hatte am vergangenen Freitag in einem Telefongespräch mit Bush gedroht, die Beziehungen zwischen der Türkei und den USA würden Schaden nehmen, falls der Antrag vom Kongress verabschiedet werde.

Kritiker der Resolution - die allesamt nicht den Genozid in Frage stellten - verwiesen auf den unpassenden Zeitpunkt eines solchen Schrittes. Die Türkei hat im Zusammenhang mit dem amerikanischen Militäreinsatz in Irak und Afghanistan eine hervorragende strategische Bedeutung. Die rein symbolische Erklärung soll nun Mitte November dem gesamten Abgeordnetenhaus zur Abstimmung vorgelegt werden.

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