„Arisierungs“-Profiteur Kühne+Nagel: Neuer Ort fürs Mahnmal
Der Entwurf des „Arisierungs“-Mahnmals an der Bremer Flaniermeile Schlachte ist fertig. Noch aber hakt es an der behördlichen Umsetzung.
Der Entwurf von Angie Oettingshausen besteht aus zwei Sichtschächten, die sich rechtwinklig treffen. Sie bilden einen komplett leeren Raum, in dem ehemals Möbel standen. Deren Schattenrisse an der Wand verweisen auf die letzten Lebensspuren der Verfolgten – und zugleich auf die Totalität der „Verwertung“ ihres Besitzes.
Das Mahnmal sei „ein Gewinn für die Stadt“, so Kulturstaatsrätin Carmen Emigholz bei der Vorstellung des Entwurfs in der Kulturdeputation. Allerdings ist noch immer ungewiss, wann es realisiert wird. Nach aufwändigen Abstimmungsverfahren mit Deich-, Denkmalschutz und Baubehörde hing die Planung zuletzt an einem fehlenden statischen Gutachten. Nach geharnischter Kritik von Linkspartei und Grünen wurde es vom Kulturressort jetzt jedoch in Auftrag gegeben. Als neuen Zeithorizont für die schon mehrfach verschobene Kosten- und Bauplanung nennt Emigholz nun „Sommer 2018“.
Bis dahin bleibt offen, wie teuer das Mahnmal tatsächlich wird. Klar ist nur, dass die Vermeidung des Standorts Kühne+Nagel einen sehr erheblichen finanziellen Mehraufwand bedeutet. Laut Beschluss der Bremer Bürgerschaft sollen die Mittel zu je einem Drittel vom Staat, Firmen und Privatleuten erbracht werden. Emigholz erklärte vor der Kulturdeputation: „Die Geschäftsleitung von Kühne + Nagel hat mir eine feste Zusage gegeben, dass sich die Firma an der Finanzierung des Mahnmals beteiligt.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nan Goldin in Neuer Nationalgalerie
Claudia Roth entsetzt über Proteste
taz-Recherche zu Gewalt gegen Frauen
Weil sie weiblich sind
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Krieg in der Ukraine
Kein Frieden mit Putin
Verein „Hand in Hand für unser Land“
Wenig Menschen und Traktoren bei Rechtspopulisten-Demo
Scholz und Pistorius
Journalismus oder Pferdewette?