piwik no script img

Argentinien unterliegt vor US-Gericht5,4 Milliarden für Geierfonds

Hedgefonds haben mit ihrer Wette gegen Argentinien erneut Erfolg: Ein US-Gericht verurteilte das Land ihnen 5,4 Milliarden Dollar auszuzahlen.

Verurteilt Argentinien erneut: Richter Thomas Griesa. Foto: reuters

New York rtr | Argentinien hat im Streit um die Rückzahlung von Altschulden erneut eine Niederlage vor einem US-Gericht hinnehmen müssen. Das Land müsse insgesamt 5,4 Milliarden Dollar an 500 bevorrechtigte Gläubiger zurückzahlen, erklärte der zuständige US-Richter Thomas Griesa. Erst danach dürfe die überwiegende Mehrheit der anderen Geldgeber bedient werden. Das argentinische Wirtschaftsministerium kündigte Berufung gegen die Entscheidung an.

Der Streit geht auf die Staatspleite Argentiniens 2002 zurück. Die Regierung hatte sich damals nach dem Bankrott mit den meisten Gläubigern auf den Umtausch von Anleihen und einen Schuldenschnitt geeinigt. Einige Hedgefonds kauften Gläubigern aber argentinische Bonds zu einem Bruchteil des Nennwerts ab und wetteten darauf, auf dem Klageweg die Auszahlung der vollen Summe von rund 1,3 Milliarden Dollar erreichen können. Letztlich hatten sie damit Erfolg, Richter Griesa urteilte entsprechend.

Argentinien stellte sich aber quer – auch weil es fürchtete, dass dann noch viele andere Anleihen-Besitzer ihr komplettes Geld zurückhaben wollten, was nach Angaben aus Buenos Aires den Haushalt überfordert hätte. Griesa hatte das Land dann aber verpflichtet, den Inhabern der damals getauschten Anleihen nur dann die fälligen Zinszahlungen überweisen zu dürfen, wenn vorher die Fonds bedient werden.

Im Zuge des Streits wurde das Land dann Mitte 2014 für zahlungsunfähig erklärt und rutschte es erneut in die Staatspleite. Die Regierung hat danach ein Gesetz verabschiedet, das den Umtausch der einst nach US-Recht begebenen Staatsanleihen in Papiere nach argentinischem Recht vorsieht, womit das New Yorker Gericht aus argentinischer Sicht nicht mehr befugt wäre, die Auszahlung an die damals kompromissbereiten Altgläubiger zu verhindern.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

3 Kommentare

 / 
  • Seltsames Recht, das diese Art der Wertschöpfung für Hedgefonds überhaupt zulässt.

  • "bevorrechtigte Gläubiger"?

     

    "Das Land müsse insgesamt 5,4 Milliarden Dollar an 500 bevorrechtigte Gläubiger zurückzahlen, erklärte der zuständige US-Richter Thomas Griesa."

     

    Was soll das für ein Wort sein, "bevorrechtigt"? Kann man das vielleicht mit US amerikanischer Staatsbürgerschaft gleichsetzen?

  • So wird es auch den Europäern ergehen, wenn TTIP durch kommt...