Argentinien darf wieder Geld leihen: Neue Schulden für die „Geierfonds“
Argentinien kann jetzt mit Geld von Investoren seine Schulden bei Hedgefonds bezahlen. Der Rechtsstreit sorgte seit Jahren für Probleme.
New York dpa | Erstmals seit 15 Jahren kann Argentinien wieder die internationalen Finanzmärkte anzapfen. Die zweitgrößte Volkswirtschaft Südamerikas will neue Anleihen über bis zu 15 Milliarden Dollar (13,3 Mrd Euro) ausgeben, wie Finanzminister Alfonso Prat-Gay am Mittwoch ankündigte. Das Land braucht Geld, um Forderungen bei Hedgefonds zu begleichen und so einen Rechtsstreit beizulegen, der seit über einem Jahrzehnt Probleme bereitet.
Argentinien hatte zuvor eine entscheidende Hürde im Schuldenstreit genommen: Ein Berufungsgericht in den USA bestätigte die Aufhebung einer Verfügung, die dem Land Zahlungen an bestimmte Gläubiger untersagt und den Zugang zu den Kapitalmärkten versperrt hatte. Buenos Aires kann nun das nötige Geld bei Investoren besorgen, um die Rechnungen bei den Hedgefonds zu bezahlen.
„Dies ist ein weiterer Schritt zur Normalisierung und zur Entwicklung, die Argentinien verdient hat“, verkündete Prat-Gay. Der Finanzminister versucht bei Terminen in New York, die für ein Schwellenland riesige Anleiheplatzierung unter Dach und Fach zu bringen. „Argentinien kann beginnen, an die Zukunft zu denken, Arbeitsplätze zu schaffen und seinen Bürgern Wohlstand zu bieten.“
Bei der Auseinandersetzung mit den Hedgefonds geht es um Schulden aus der Staatspleite von Ende 2001. Eine Gruppe um die New Yorker Investmentfirmen NML Capital und Aurelius hatte – anders als 93 Prozent der restlichen Gläubiger – Umschuldungsangebote abgelehnt und auf volle Rückzahlung geklagt. Ein US-Richter schlug sich auf ihre Seite. Der Fall wird in New York verhandelt, weil die strittigen Staatspapiere einst unter US-Recht ausgegeben worden waren.
Neue Regierung verhandelt Kompromiss
Argentinien weigerte sich über Jahre beharrlich, die von der ehemaligen Staatschefin Cristina Fernández de Kirchner als „Aasgeier“ und „Finanzterroristen“ bezeichneten Hedgefonds zu bezahlen. Kirchner warf ihnen vor, die Anleihen zu Schleuderpreisen aufgekauft zu haben, als sie quasi schon wertlos waren.
Die Ex-Präsidentin nahm sogar ein Urteil aus den USA in Kauf, das untersagte, neues Geld bei Investoren einzusammeln und andere Gläubiger zu bedienen, solange die Schulden bei den Hedgefonds nicht bezahlt sind. Dadurch war Argentinien von den Kapitalmärkten abgeschnitten und der Schuldendienst größtenteils blockiert. Ratingagenturen stuften das Land als „technisch“ zahlungsunfähig ein.
Erst mit dem Regierungswechsel im Dezember kam die Wende. Der neue Staatschef Mauricio Macri suchte den Kompromiss mit den Hedgefonds. Ende Februar einigten sich die Streitparteien auf einen Vergleich in Höhe von 4,65 Milliarden Dollar (4,1 Mrd Euro). Das entspricht etwa 75 Prozent der ursprünglichen Forderungen. Zum Vergleich: Gläubiger, die sich an den Umschuldungen der Jahre 2005 und 2010 beteiligten, mussten im Schnitt über 70 Prozent abschreiben.
Mit dem Geld aus der Anleiheauktion muss Argentinien auch noch Schulden bei anderen Gläubigern begleichen. Macris Regierung braucht zudem Mittel, um die schwache Wirtschaft anzukurbeln.