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Der griechische Wohltäter

Alexis Vaiou ist Merkel-Fan. Es macht ihn unglücklich, dass die Griechen immer der deutschen Kanzlerin die Schuld an ihrem Elend geben. Dabei ist Vaiou selber Grieche, geboren wurde er in Larisa. Seine Eltern gingen als „Gastarbeiter“ nach Deutschland, da war Alexis zehn Jahre alt.

Gemeinsam mit ihnen und seiner Frau betreibt er das Restaurant „Olympisches Feuer“ in Bremerhaven, in das er die Kanzlerin auch schon eingeladen hat. Denn die, davon ist Vaiou überzeugt, meint es gut mit Griechenland: „Die Deutschen wollen uns helfen.“ Der griechische Premier Alexis Tsipras müsse halt endlich ein vernünftiges Reformprogramm vorlegen, „nicht nur zwei oder drei Seiten“. Sein Geburtsland, sagt er, habe die Demokratie erfunden, „aber gelebt wird sie in Deutschland“.

Der 38-Jährige weiß indes genau, wie sehr die Griechen unter der drückenden Schuldenlast ihres Landes leiden: „Viele haben siebenhundert Euro im Monat oder noch weniger zum Leben.“ Und deshalb exportiert Vaiou jetzt die in Deutschland etablierten Lebensmittel-Tafeln nach Athen. Gemeinsam mit dem Leiter der Bremerhavener Tafel will er im Oktober das Projekt in drei Stadtteilen der griechischen Hauptstadt starten.

„Wenn Menschen die Abfallcontainer griechischer Supermärkte durchsuchen, werden sie dumm angeschaut oder sogar angepöbelt.“ Tafeln könnten, findet er, einen menschenwürdigen Zugang zu Lebensmitteln bieten und gleichzeitig deren Verschwendung vermeiden. Dass so mancher Grieche eher hungern würde als eine von Deutschen organisierte Tafel in Anspruch zu nehmen, glaubt Vaiou nicht: „Ich bin ja ein Landsmann, das schafft Vertrauen.“ Sogar der griechische TV-Sender ERT habe schon über sein Vorhaben berichtet.

Und das soll sich mittelfristig ins ganze Land ausbreiten. Zwei Discounter haben ihre Hilfe zugesagt, 3.000 Euro Spendengeld sind bereits eingegangen. Auch auf Unterstützung aus Brüssel hofft der Gastwirt. „Vielleicht können wir ja sogar ein paar reiche Griechen mit ins Boot holen“, sagt er.  SCHN

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