KOMMENTAR: SIMONE SCHNASE ÜBER ELTERN UND DEN KITA-STREIK: Undifferenziert, unseriös
Ja, für die meisten Eltern ist der ErzieherInnen-Streik eine logistische Herausforderung. Und ja, auch für die Kinder ist er schwierig: Sie kommen mal zu Babysittern, mal zu Oma und Opa und mal in die Kita-Notbetreuung. Ihre FreundInnen fehlen, ihr Tagesablauf ist durcheinandergebracht – ihre Laune ist verständlicherweise im Keller.
Das aber zu pathologisieren, ist arg dick aufgetragen, zumal bei Kindern, die teilweise weit über drei Jahre alt sind. Solche Dramatisierung ist nur dazu gut, auf die ErzieherInnen Druck auszuüben. Die werden nun nicht mehr nur für durcheinandergebrachte Familienleben verantwortlich gemacht, sondern auch noch für kindliche Störungen, die so schwer wiegen sollen, dass sich sogar ein betroffener Vater ausweislich als Psychotherapeut in die Debatte um den Kita-Streik einmischt.
Was die Kinder in der Tat brauchen, ist eine zugewandte und qualifizierte Betreuung. Die kann aber nur gewährleistet werden durch motivierte ErzieherInnen. Bloß: Wie motiviert kann jemand einem Job nachgehen, dessen Gehalt schon lange nichts mehr mit seinen immer größer werdenden Anforderungen zu tun hat?
Zu behaupten, die Kinder seien allesamt traumatisiert durch den Streik, ist unseriös und undifferenziert – und zielt auf die Falschen: Denn anstatt die ErzieherInnen unter Druck zu setzen, sollten sich die Eltern mit ihnen solidarisieren und da Druck ausüben, wo er hingehört: Bei den kommunalen Geldgebern. Umso schneller könnte der Streik beendet werden.
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