: Soll man gegen G 7 protestieren?
HERRSCHAFT Im bayerischen Elmau treffen sich sieben Staats- und Regierungschefs, die gern in der Welt den Ton angeben. Den Krach der Demos wollen sie nicht hören
Die Streitfrage wird vorab online gestellt.
Immer dienstags. Wir wählen eine interessante Antwort aus und drucken sie dann in der taz.am wochenende.
Britta Baumgarten
Demonstrationen gegen den G-7-Gipfel haben immer ihre Berechtigung. An den grundlegenden Problemen dieser Gipfel, wie etwa ihrem Demokratiedefizit, hat sich über die Jahre nicht viel geändert und die Kapitalismuskritik ist aktueller denn je. Die Bewegung konnte viele Themen in die politische Diskussion einbringen – ohne spektakuläre Proteste undenkbar.
Britta Baumgarten, 39, forscht und lehrt zu sozialen Bewegungen am CIES Lissabon, Portugal
Sigrid Meierhofer
Die Demonstrationsfreiheit soll erhalten bleiben – auch beim G-7-Gipfel. Aber bitte friedlich, ohne Gewalteskalationen und ohne Camp, denn die sind für mich nicht Teil der verfassungsrechtlich geschützten Grundrechte.
Sigrid Meierhofer, 59, SPD, Bürgermeisterin von Garmisch-Partenkirchen nahe Elmau
Wilhelm Schmidbauer
Beim G-7-Gipfel sind uns alle friedlichen Demonstranten willkommen. Gewalt aber werden wir nicht tolerieren. Wir werden alles unternehmen, um Ausschreitungen bereits von vornherein zu verhindern.
Wilhelm Schmidbauer, 57, Landespolizeipräsident von Bayern
Peter Wahl
Die G 7 ist nur noch der Schatten ihrer selbst. Insofern hat Protest gegen die geopolitischen Loser etwas von Nachtreten. Aber mit der Parole von der „Wertegemeinschaft“ formieren sie sich zur Wagenburg des Westens. Solange an der Spitze dieser Werte de facto die Wertpapiere stehen, ist Protest sinnvoll.
Peter Wahl, 65, Gründungsmitglied von Attac und Vorstandsvorsitzender der globalisierungskritischen Organisation WEED
Axel Doering
Gipfelglück in Elmau? Nicht für die Kinderstube der Natur. Rehkitz und Rotwildkalb, das junge Auerhuhn, seltene Blumen, gestört, gefährdet durch einen hohen Zaun, durch Tausende Polizisten und Demonstranten. Sieben, die sich für die G 7 halten, ernten verdienten Protest. Wir brauchen kein höfisches Zeremoniell. Lasst es bleiben!
Axel Doering, 67, ist Förster im Ruhestand und Kreisvorsitzender des BUND Naturschutz in Garmisch-Partenkirchen
Peggy Welsch
Eine Institution, die täglich Hunderte von Menschen im Meer ersaufen lässt, bekommt den Friedensnobelpreis. Unsere Politiker diskutieren ernsthaft über TTIP. Und während unser Geheimdienst den Amerikanern in den Allerwertesten kriecht, züchtet unser Verfassungsschutz waschechte Nazis heran. Protestieren? Unbedingt!
Peggy Welsch, 44, hat die Streitfrage auf Facebook beantwortet
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