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„Nicht das Wunschpublikum“

GEBURTSTAG Seit 125 Jahren hilft die Heilsarmee in Hamburg Bedürftigen – das soll gefeiert werden

Luise Schröder

■ 62, leitet für die Heilsarmee das Männerheim Jakob-Junker-Haus und die Suchtberatungsstelle Park-In.

taz: Frau Schröder, kommen eigentlich auch immer mehr Flüchtlinge in die Einrichtungen der Heilsarmee?

Luise Schröder: Wir haben mit Flüchtlingen nur begrenzt zu tun. Bei unserer Lebensmittelausgabe schlagen sie mittlerweile auf, aber in unserer Wohnungslosen-Einrichtung für Männer kommt es nicht in Frage. Auch im Park-In, in der Suchtberatungsstelle, haben wir mit Flüchtlingen nichts zu tun.

Warum nicht?

Weil sich das Park-In speziell an suchtmittelabhängige Personen richtet. Es ist also keine allgemeine Beratungsstelle. Die Menschen haben dort die Möglichkeit, sich für ganz kleines Geld eine warme Mahlzeit zu kaufen, Wäsche zu waschen oder sich zu duschen. Und wir haben dort eine Kleiderkammer.

Und was bieten Sie den Bewohnern des Männerwohnheims an?

Wir versuchen, den wohnungslosen Menschen mit verschiedenen Problematiken, sei es nun eine Suchtmittelabhängigkeit oder eine Erkrankung, ein Leben in der Gesellschaft zurückzugeben. Wir bemühen uns, dass sie wieder einen Job finden, einen eigenen Wohnraum. Klären mit ihnen ihre Rechtsansprüche – etwa auf Hartz IV oder auf eine Krankenversicherung. Außerdem muss jemand, der jahrelang obdachlos war, erst wieder lernen, einen Haushalt zu führen. Auch da bieten wir Hilfestellung an.

Wie hat sich Arbeit der Heilsarmee seit den Anfängen vor 125 Jahren in Hamburg verändert?

Unsere eigentliche Aufgabe und auch unsere Definition von sozialer Arbeit war inhaltlich immer gleich: Wir wollen Menschen mit sozialen Schwierigkeiten helfen, die im Leben nicht zurechtkommen. Was vielleicht einen Ticken schwieriger geworden ist, ist Wohnraum für unsere Klienten zu finden.

Wie kommt das?

Es gibt wenig bezahlbare Wohnungen in Hamburg und unser Klientel ist nicht das Wunschpublikum der Vermieter. Von daher ist es schwierig. Es gelten die Regelsätze, die Jobcenter bezahlen also nicht so viel für die Miete. Da ist eine Grenze nach oben und der Markt gibt in Hamburg mehr her als die Jobcenter zahlen.

Was erwartet die Besucher auf der heutigen Geburtstagsfeier?

Eine schlichte Feier. Die Heilsarmee hat im Ursprung den Slogan „Suppe, Seife, Seelenheil“ und nach dem Motto gibt es eine leckere Suppe und eine Gemeinschaft, die miteinander ins Gespräch kommt.  INTERVIEW: VAR

Geburtstagsfeier: ab 12 Uhr, Park-In, Oststeinbeker Weg 2 h

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