DAS DETAIL: Die Reparatur der Geschichte
PLASTIK Die iranische Künstlerin Morehshin Allahyari druckt die vom IS zerstörten Kunstwerke in 3-D aus. So will sie sie für jüngere Generationen in Erinnerung halten
Mit Vorschlaghämmern schlugen sie auf die Geschichte ein. Im Februar diesen Jahres stürmten IS-Milizionäre das archäologische Museum in Mossul, um das, was sie für Götzenbilder hielten, zu zertrümmern. Ein Video zeigt, wie mehr als tausend Jahre alte Statuen vom Sockel gerissen und in Scherbenhaufen verwandelt wurden.
Morehshin Allahyari will das nicht weiter zulassen. Die Künstlerin, die im Iran aufwuchs und nun in den USA lebt, repliziert mit Hilfe eines 3-D-DRUCKERS die zerstörten Kunstwerke. „Material Speculation: ISIS“ heißt ihr Projekt. Die Technik des 3-D-Druckens soll der „Reparatur von Geschichte und Erinnerung“ dienen, schreibt Allahyari auf ihrer Webseite. Dort weißt sie auch auf den „petropolitischen“ Aspekt ihrer Arbeit hin: Das zum 3-D-Drucken verwendete Plastik besteht zu großen Teilen aus Öl – eine der Einnahmequellen des IS. Im Inneren der Nachbildungen befindet sich zudem eine Speicherkarte, die Bilder, Karten, PDF-Dateien und Videos von den zerstörten Objekten enthält. Die von Allahyari gefertigten Skulpturen sollen als „Zeitkapseln“ dienen, um zukünftigen Generationen die Kunstwerke näher zu bringen. Die nächsten Druckvorlagen dürfte ihr Palmyra bieten.
MARCO WEDIG
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