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Das DetailOhne Punkt und Komma

REBELLION Ein Student schreibt seine Doktorarbeit so, wie er will – 149 Seiten in einem langen Satz ohne Interpunktion

Patrick Stewart, ein 61-jähriger Doktorand, leistet Widerstand – grammatikalischen Widerstand. Ende Februar reichte er seine Dissertation mit dem Titel „Indigenous Architecture through Indigenous Knowledge“ an der University of British Columbia ein und stieß auf Kritik. Denn er schrieb 149 Seiten ganz ohne Interpunktion. „In einem“, wie Stewart der National Post sagt, „langen, von vorne bis hinten fortlaufendem Satz.“ Es gibt keine Absätze, Punkte und Kommata, die Großschreibung meidet er. Nur Fragezeichen und die normale englische Rechtschreibung lässt er zu.

Stewart wird vom Ethikrat der Universität vorgeworfen, er könne die Sprache nicht. Der Student ist tatsächlich ein Angehöriger der Nisga’a, einem indigenen Volk, im Nordwesten der kanadischen Provinz British Columbia. Aber Stewart kann die englische Sprache sehr wohl und verteidigt sich. „Es steht nichts zur Formatierung und Interpunktion in den Regeln“, sagt er der National Post. Er schreibt auf diese Weise, weil er es so will. Ein bisschen, wie ein 19-Jähriger, der gerade E. E. Cummings’ Literatur entdeckt. Stewart ist ein Dekonstruktivist und lässt seinen persönlichen Stil auf Wissenschaft treffen. Er setzt damit ein cooles Statement zur Kultur der Einheimischen, dem Kolonialismus und der herrschenden Sprachkonvention. JRU

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