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Schulleiter für Goetsch

SCHULSTREIT 292 Rektoren unterschreiben einen Aufruf für die Primarschule. Weitere Kompromisse würden die Reform ins Gegenteil verkehren

„Die Kinder sind begeistert, sogar von Latein“

Rainer Kühlke, Schulleiter

Nach dem erfolgreichen Volksbegehren gegen die Primarschule bestimmte in den letzten Tagen die Rentnerriege der CDU-Schulpolitiker die Schlagzeilen. Nach Ex-Schulsenatorin Alexandra Dinges-Dierig machte am Freitag die frühere Schulpolitikerin Ingeborg Knipper von sich reden, erklärte, die flächendeckende Einführung der Primarschule für nicht realistisch.

Gestern meldeten sich die Praktiker zur Wort. 292 Schulleiter und deren Stellvertreter von 132 Schulen forderten die zügige Umsetzung der Primarschulreform. Sollte die Reform scheitern, werde die soziale Spaltung verschärft, die viele Kinder zu Schulverlierern macht.

Die Unterzeichner sind überzeugt vom Ziel einer Schule für alle, in der Kinder möglichst lange gemeinsam lernen. Man habe die Schulreform als „politischen Kompromiss“ wahrgenommen, der jedoch „wichtige Probleme des Schulwesens zu lösen beabsichtigt“ heißt es darin. „Weitere Kompromisse würden die Reform ins Gegenteil verkehren“.

„Unser Kollegium hat viel Arbeit da rein gesteckt. Würde das gestoppt, gäbe es eine riesige Demotivationswelle“, sagt Martin Heusler von der Gesamtschule Winterhude. Man brauche verlässliche Bedingungen. Ein Elternwahlrecht ginge stark zu lasten der Stadtteilschulen, die die Rückkehrer aufnehmen müssen, es sei denn „die Gymnasien behalten alle Kinder bis Klasse 10“.

„Die Primarschule kommt durch, davon bin ich fest überzeugt“, sagt Rainer Kühlke von der Schule Grumbrechtsstraße, einer von 24 „Starterschulen“, die schon mit den jetzigen 4. Klassen die Primarschule umsetzt. Die Kinder lernen in einem „Sprachenkarussell“ je neun Wochen Spanisch, Französisch, Latein und Englisch als Schriftsprache kennen. „Die Kinder bekommen ein Gefühl für die Sprache und sind total begeistert“, berichtet der Rektor, „sogar von Latein.“ Den Unterricht habe ein Lehrer vom benachbarten Gymnasium gegeben. „Der schwebte richtig durch die Gegend. So schön fand er den Unterricht.“ KAJ

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