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KOMMENTAR: MARCO CARINI ÜBER DIE ARGEImmer wieder Nadelstiche

Nirgends scheint Inkompetenz, verbunden mit Schikane, so gebündelt wie bei den Arbeitsvermittlern

Nix mit Besinnlichkeit. Rechtzeitig zum Weihnachtsfest ärgert die Arge ihre „Kunden“ mit einem Schreiben, dessen Rechtmäßigkeit an mehreren Punkten zumindest in Zweifel steht. Wie so oft endet der Brief mit der Drohung: Wenn ihr nicht pariert, gibt’s ab sofort kein Geld mehr. „Kundenfreundlichkeit“ hört sich anders an.

Wer immer mit Arbeitslosen spricht, die sich an die Arge wenden mussten, dem sind Erfahrungsberichte sicher, die an der Grenze des Glaubhaften liegen. Nirgends scheint Inkompetenz verbunden mit Schikane so gebündelt, wie bei den Arbeitsvermittlern. Immer wieder werden die Langzeitarbeitslosen mit Nadelstichen traktiert, so viele, dass keine Zeitung Hamburgs auch nur annähernd über alle Fälle berichten könnte, die ihr angetragen werden.

Auch die Art und Weise der aktuellen Schreiben verrät, dass manchem Sachbearbeiter der Sozialleistungsbezieher als sein natürlicher Feind erscheint. Hier liegt der Hund begraben: Der Umgangston gegenüber den Arbeitslosen ist oft schlicht entwürdigend, der Verdacht, dass Abschreckung und Leistungsminimierung, nicht aber Hilfe das Ziel der Arge-Mitarbeiter ist, liegt vielfach nahe

Was mitnichten daran liegen kann, dass die Arge besonders schlecht qualifiziertes Personal hat – eher wohl die falschen Zielvorgaben.

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