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Totes Kind im Landtag

Im Todesfall Lea-Sophie wird nun auch der Schweriner Landtag aktiv. Sozialdezernent zum Rücktritt aufgefordert

Zwei Monate nach dem Hungertod der fünfjährigen Lea-Sophie kommt Schwerin weiter nicht zur Ruhe. Nun will sich auch der Landtag in die Untersuchungen einschalten. Schwerins Oberbürgermeister Norbert Claussen (CDU) wird am nächsten Mittwoch im Sozialausschuss des Parlaments zu dem Fall Stellung nehmen. Lea-Sophie war im November in der elterlichen Wohnung verhungert und verdurstet. Der Großvater des Mädchens warf daraufhin dem Jugendamt vor, seine frühen Warnungen nicht ernst genommen zu haben. Inzwischen räumte die Stadt Versäumnisse ein. Sozialdezernent Hermann Junghans (CDU) musste die Verantwortung für das Jugendamt an Wolfram Friedersdorff (Die Linke) abgeben.

Die Stadtverwaltung gerät indes weiter unter Druck. Am Rande einer Sitzung des städtischen Untersuchungsausschusses forderte SPD-Abgeordnete Manuela Schwesig Junghans am Donnerstag zum Rücktritt auf. Zuvor hatte ihm die SPD-Fraktion das Vertrauen entzogen: Ein „vertrauensvolles Miteinander“ sei nicht mehr möglich. Grüne und unabhängige Bürger reichten nun einen offiziellen Suspendierungsantrag ein, über den auf der nächsten Sitzung der Stadtvertretung am 28. Januar entschieden wird. Junghans hatte unmittelbar nach dem Tod des Mädchens Fehler des Jugendamtes ausgeschlossen. Aus Unterlagen ging dann aber hervor, dass es deutliche Hinweise auf eine Gefährdung gegeben hatte.

Der nun zuständige Dezernent Friedersdorff kündigte jetzt Änderungen in der Arbeit des Jugendamtes an. Es werde keine lose Zettelsammlung bei Gesprächen mit Eltern oder Angehörigen mehr geben, sondern eine Computer-Datei, mit der sich jeder Mitarbeiter über einen Fall informieren könne. Nach Hamburger Vorbild soll eine Kriterienliste für die Kindeswohlgefährdung eingeführt werden. Zudem werden unabhängige Fachleute zur Klärung des Falles hinzugezogen. FEG/DPA

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