hanna poddig, friedensaktivistin: Da, wo die Kampagnen sind
HANNA PODDIG, 22, kämpft für die Abschaffung der Bundeswehr – und eckt an mit ihrer Art des Engagements. FOTO: PRIVAT
Sie sei da „so reingewachsen“, sagt Hanna Poddig. Schon als kleines Mädchen nahm sie an Demonstrationen gegen Atom- und Kohlekraftwerke teil. Ihre Eltern kommen beide aus der „Ökoecke“, die Mutter organisiert seit Jahren die „Tour de Natur“.
Heute ist Hanna Poddig erwachsen und gehört zu den etwas extremeren Aktivisten: Sie setzt auf zivilen Ungehorsam. Vor zwei Wochen erhielt sie für eine Ankettaktion auf der Bahnstrecke zwischen Husum und Kiel den Rückgrat-Preis der Liebe-Lüje-Stiftung. Sie wollte einen Zug der Bundeswehr stoppen, der Fahrzeuge zu einem Übungsplatz nach Brandenburg transportieren sollte. Ein paar Tage später titelte der Schleswig-Holsteinische Zeitungsverlag (sh:z): „Darf man dieser jungen Frau einen Preis verleihen?“ und behauptete, es gebe eine Klage gegen die Aktivistin und eine Schadensersatzforderung der Deutschen Bahn in Höhe von 10.000 Euro.
Hanna Poddig sieht sich durch den Artikel als Kriminelle verunglimpft, von einer Klage und Schadensersatz weiß sie nichts. „Der Tenor des Artikels ist typisch für den sh:z“, sagt Poddig. Sie wirft dem Verlag vor, PR-Arbeit für die Bundeswehr zu betreiben.
Dass manche Menschen ihr Engagement als kriminellen Akt wahrnehmen, ist sie gewohnt. Seit fünf Jahren ist Hanna Poddig bei Robin Wood aktiv, im letzten Jahr war sie eine der Hauptakteurinnen der „Tschüss Vattenfall“-Initiative, vorher engagierte sie sich bei „Gendreck weg“ und war Mitorganisatorin der Großdemo gegen den G 8-Gipfel in Rostock. Nur zu Greenpeace will sie nicht, die würden sich die Aktivisten nur noch zu den Aktionen dazutelefonieren. Poddig plant lieber selbst.
Inzwischen hat sie ihr freiwilliges Engagement zum Beruf gemacht und arbeitet zunehmend auf Honorarbasis. Sie wird oft für Vorträge angefragt, wechselt ihren Wohnort je nach Anstellung. „Ich bin da, wo meine Kampagnen sind“, sagt Poddig mit ruhiger Stimme.
Momentan macht sie sich für die sofortige Abschaffung der Bundeswehr stark. Sie teste Grenzen aus, sagt sie, auch in ihren Forderungen. ALW
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen