Sicherheitsmängel im Jugendamt: Angst statt Hilfe
„Genug gespart – Öffentliche Dienste sind Mehrwert“ heißt es momentan an Plakatwänden. Wie weitreichend die Folgen solcher Einsparungen sein können, zeigt der jüngste Übergriff im Jugendamt in Eimsbüttel.
KOMMENTAR VON JESSICA RICCÒ
Sicher, dass Eltern, die im Begriff sind, das Sorgerecht für ihr Kind zu verlieren, wütend, laut oder ausfallend werden ist nicht neu. Aber hätte jene Frau ihre Messerattacke geplant, wenn sie das Jugendamt als Büro mit Glaswänden kennen gelernt hätte? Wenn zu ihren Terminen stets zwei Bearbeiter erschienen wären? Oder wenn ihr Fall schneller bearbeitet worden wäre?
Fraglich ist dazu, wie weit Jugendämter ihrer Hauptaufgabe – dem Schutz des Kindeswohls – nachgehen können, wenn sie Grund haben, vor ihrem Gegenüber Angst zu haben. In solcher Atmosphäre wird das Vertrauensverhältnis nur strapaziert.
Mittel zur Deeskalation lassen sich leicht schaffen. Man muss allerdings dafür zahlen. Unwirtschaftlich wäre das auf Dauer nicht. Der von den Arbeitnehmern gewünschte Jurist würde zwar weitere Kosten verursachen – dafür könnten sich aber die Angestellten ihren eigentlichen Aufgaben widmen, anstatt sich neben der Arbeit auch noch ins BGB einfuchsen zu müssen.
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