piwik no script img

Mindestrente: schwer zu sichern

Den jetzigen Rentnern geht es gut. Bei der nächsten Generation sieht das anders aus

Je länger die Rentendebatte dauert, desto größer wird die Verwirrung. Wie arm sind denn die Älteren nun eigentlich? Es erschwert die Debatte, dass die Datenlage so uneinheitlich ist. Die Gegenwart der deutschen Rentner ist bestens erforscht – ihre künftige Lage lässt sich nur aus Hochrechnungen erahnen.

Zunächst zur momentanen Lage: Im Jahr 2006 erhielten männliche Rentner im Durchschnitt 1.024 Euro monatlich, wie der letzte Rentenbericht der Bundesregierung ausweist. Bei den Frauen waren es nur 532 Euro. Allerdings macht die gesetzliche Rente bei den Älteren nur 66 Prozent der Einnahmen aus, wie eine repräsentative Studie für die Bundesregierung aus dem Jahre 2003 zeigt: Damals verfügten die Rentnerehepaare in den alten Ländern über ein monatliches Nettoeinkommen von 2.211 Euro. Alleinstehende Männer kamen auf 1.515 Euro und Single-Frauen auf 1.181 Euro je Monat. In keiner anderen Bevölkerungsgruppe sind daher so wenig Arme zu finden: Nur etwa 2 Prozent der Älteren müssen Grundsicherung beantragen.

Allerdings verschlechtert sich schon jetzt die Lage der Rentner. Der Sozialverband VdK verweist auf eine Studie von Unicredit, dass das Realeinkommen der deutschen Rentner zwischen 2003 und 2008 um 8,5 Prozent gesunken sei – und in dieser Rechnung ist die geplante Rentenerhöhung von 1,1 Prozent bereits enthalten.

Für die Zukunft sieht es noch schlechter aus. Die Bundesregierung ging in ihrem Rentenbericht 2006 davon aus, dass der Durchschnittsrentner 2020 monatlich mit 1.422 Euro rechnen kann – nominal. Die Inflation ist nicht berücksichtigt. Vor allem aber: Diese Summe erhält nur, wer 45 Jahre lang zum Durchschnittsverdienst beschäftigt war (der momentan bei rund 30.000 Euro im Jahr liegt).

Für Geringverdiener wird es also bei der Rente künftig knapp, wie etwa das NRW-Sozialministerium hat ausrechnen lassen: Wer jetzt 7,50 Euro pro Stunde verdient, erhält 2030 nur 532 Euro als Monatsrente – nach 47 Arbeitsjahren. Heute arbeiten allein in Nordrhein-Westfalen 330.000 Menschen für 7,50 Euro.

Aber wer wird schon 47 Arbeitsjahre vorweisen? Die Zeiten der Arbeitslosigkeit oder unbezahlter Praktika nehmen zu. Daher werden selbst Menschen mit höheren Einkommen nur noch Grundsicherung erhalten – zumal auch ein Durchschnittsverdiener inzwischen 30 Jahre einzahlen muss, um später eine Rente von mindestens 750 Euro zu bekommen. So warnten die Wirtschaftsweisen in ihrem letzten Bericht: „Eine Zunahme von Altersarmut wird wahrscheinlicher.“ ULRIKE HERRMANN

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen