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Swantje Hartmann, ehemalige HoffnungsträgerinAufs Röschen getreten

Wahl 2008 vergurkt, Chef-Frage für die Wahl 2013 ungeklärt, Bezirke misstrauen sich, streiten über die Parteistruktur – für Beobachter von außen sah die Niedersachsen-SPD bislang wie ein Schlachtfeld aus. Nur eine Rose habe im Chaos geblüht, sagt ein CDU-Mann: Swantje Hartmann, Bürgermeisterin von Delmenhorst und mit 35 Jahren schon Partei-Vize und Finanzexpertin der Landtagsfraktion. Aus kleinen Verhältnissen, zehn Geschwister, eine Hoffnungsträgerin. „Nun hat jemand auf das Röschen getreten“, sagt der CDU-Mann und schüttelt den Kopf.

Viele SPDler tippen auf das Werk von Heckenschützen aus der eigenen Partei, das dazu führte, dass Hartmann nach einer Fraktionssitzung bekannt gab, alle Ämter vorerst ruhen zu lassen. „An den Vorwürfen ist nichts dran“, sagte sie später in einer dürren Mitteilung, und dass sie rechtlich dagegen vorgehen wolle. Noch am Nachmittag hatte sich die Bürgermeisterin von Delmenhorst sogar komplett aus der Politik zurückziehen wollen.

Es geht um ihren ehemaligen Lebensgefährten, den inzwischen entlassenen Geschäftsführer der SPD-Unterbezirke Delmenhorst, Oldenburg-Land und Wesermarsch. Die Staatsanwaltschaft verdächtigt ihn der Veruntreuung von Parteigeldern, gegen Hartmann ermittelt sie nicht.

Dennoch fütterten Unbekannte, wohl politische „Leichen“ auf ihrem Weg in die Parteispitze, die Delmenhorster Presse mit pikanten Details. Ja, sie sei 2002 in einer „finanziellen Notlage“ gewesen und habe deshalb eine Eidesstattlichen Versicherung abgeben sollen, gab Hartmann inzwischen zu. Damals hätten ihr Freunde aus der Patsche geholfen, nicht etwa ihr Ex mit veruntreutem Parteigeld – so war es zwischen den Zeilen in Zeitungen zu lesen. „Da wird eine Verbindung mit Dingen hergestellt, die nichts miteinander zu tun haben“, ärgert sich Olaf Lies.

Wie Hartmann gehört er der von Landesparteichef Garrelt Duin protegierten Truppe von Sozen-Youngstern namens „N 13“ an. Das, sagt Lies, sei das Kürzel für Niedersachsen 2013, „nicht etwa für Niederlage 2013“. Auch ihm dräut, dass die hartmannsche Affäre ungünstig in die Zeit der Parteireform fällt, die die Landes-SPD schlagkräftiger formen soll. Es geht um die Parteibezirke. Sigmar Gabriel und Duin wollen, dass sie fortbestehen, Fraktionschef Wolfgang Jüttner will sie einstampfen. „Das alles“, räumt ein CDU-Mann ein, „macht uns nicht gerade schlagkräftiger.“ KAI SCHÖNEBERG

Fotohinweis:Auf ihrer Homepage verriet SWANTJE HARTMANN, 35, den dräuenden Karriereknick gestern noch nicht. FOTO: SPD

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