Weserwasser zu Kilowatt

Kraftwerk zu haben, 2.500 Euro das Stückchen: Die Weserkraftwerk GmbH setzt auf eine breite Streuung ihrer Anteile. Ab Ende August kann gezeichnet werden, die ersten Stützpfeiler stehen schon

Von Henning Bleyl

Fast 1.000 Interessenten stehen bereit, sagt Hucky Heck, um Geld in das künftige Weserkraftwerk zu investieren. Insgesamt 8,1 Millionen Euro will der langjährige Viertel-Bürgermeister und jetzige Geschäftsführer der Weserkraftwerk Bremen GmbH von Privatleuten einsammeln. Das wären dann 51 Prozent des Eigenkapitals – schließlich soll das lang geplante Projekt ein „Bürgerkraftwerk“ werden. Es ist mit 16 Millionen Euro Eigenkapital gerechnet, weitere 24 Millionen kommen als Kredit von der Bremer Landesbank.

Heck hat am Mittwoch zum Baustellengespräch geladen: Derzeit werden die ersten von vielen Hundert Pfeilern in den sandigen Untergrund neben dem Hastedter Weserwehr getrieben. Wo früher die Freizeitkicker schwitzen, rotieren jetzt gewaltige Erdbohrer. 20 Meter müssen sie sich in den sandigen Untergrund graben.

Es ist ein um anderthalb Jahre verzögerter Baubeginn: Die Klagen der Angler-Verbände, die freie Fahrt für Aale, Lachse und Neunaugen forderten, haben langwierige Auseinandersetzungen mit sich gebracht. Noch immer steht die Beschwerde des Bundesverbandes der Deutschen Sportfischer gegen die Nicht-Zulassung einer Revision im Raum, doch Heck hat beim Verwaltungsgericht mit Erfolg „Sofortvollzug“ beantragt. Ein ernsthaftes juristisches Risiko besteht seiner Einschätzung nach nicht mehr. Ende 2009 sollen Umleitkanal und Turbinenhaus fertig sein und für 15.000 Haushalte sauberen Strom liefern. Nach Angaben des Umweltressorts stellt die geplante Sperranlage mit engmaschigen Netzen, Lockströmungen, Treppen und Bypässen Europas fortgeschrittenste Fischschutzvorrichtung dar. Die Auricher Enercon, ebenfalls Anteilseigner der Weserkraftwerk GmbH, steuert extra niedrigtourige Turbinen bei, die von den Fischen – sollten sie doch hineingeraten – in der Regel ohne Grätenbruch passiert werden könnten, versichern die künftigen Betreiber.

Enercon hat bislang ausschließlich Windkraftturbinen gebaut, Hecks „Tandem GmbH“ ist ebenfalls auf Windparks spezialisiert. Steht trotzdem genügend Wasser-Know-how zur Verfügung? „Wir ziehen immer die entsprechenden Fachleute hinzu“, versichert Heck.

Für 2.500 Euro kann man Kraftwerksmitbesitzer werden. Die Einlagen-Obergrenze liegt bei 250.000 Euro: „Wir wollen nicht, dass wenige Großinvestoren das Sagen haben“, erklärt Heck. Wie ist die zu erwartende Rendite? „Sehr vernünftig“, sagt Sönke Tangermann, der für die Greenpeace-Tochter „Planet Energy“ als Co-Geschäftsführer im Boot ist, „fett“, verkündet Hucky Heck. Nackte Zahlen wird der Verkaufsprospekt liefern, den die GmbH nach Ende der Sommerferien herausgeben will.

Immerhin steht fest, dass das Weserkraftwerk seinen Strom für acht Cent pro Kilowattstunde an die swb verkaufen wird. Angesichts der 6,43 Cent, die im derzeit noch gültigen Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) stehen, ein ordentlicher Preis. Die swb musste ihn einräumen, um sich mit 7,9 Millionen Euro an der Weserkraft GmbH beteiligen zu dürfen – ein doppelter, wenn auch später Triumph der Weserkraftler. Schließlich hatte die swb, damals noch im städtischen Besitz, die Kraftwerksplanungen jahrelang als „komplett unrentabel“ blockiert. Die Einlage der swb entspricht 24,5 Prozent des Gesamtvolumens beziehungsweise 49 Prozent des Eigenkapitals – die Anteilsmehrheit bleibt also auf Seiten der Privatanleger.