: Von Israel nach Israel
Zwei Filmreihen zeigen diese Woche noch einmal Filme aus Israel. Im Metropolis blickt eine Retrospektive bis Ende des Monats zurück auf den Aufbau des Staates, in den Elbvororten gibt es aktuelle Filme zu sehen
So viele israelische Filme wie in diesem Frühling anlässlich des 60. Jubiläums der Staatsgründung gab es in dieser Stadt noch nie zu sehen. Noch einmal zeigen nun zwei Reihen Filme aus dem Land in Nahen Osten. Und bringen dabei Vergangenheit und Gegenwart zusammen. Im Metropolis blickt man bis zum 26. Juni unter dem Titel „Aufbau“ zurück und zeigt in Zusammenarbeit mit dem Zeughauskino des Deutschen Historischen Museums, der Jerusalem Cinematheque und der Bundeszentrale für politische Bildung eine Auswahl früher Filme. Im Elbe-Kino und im Blankeneser Kino werden fünf Tage lang unter dem Motto „Israelische Filme – 60 Jahre Israel“ neuere Produktionen gezeigt.
Den Auftakt macht im Metropolis Thorold Dickinsons „Hill 24 Doesn’t Answer“ aus dem Jahr 1954. Noch in der Nacht der Unabhängigkeitserklärung Israels erklärten fünf arabische Staaten dem jungen Staat den Krieg. Im Film versuchen ein paar Freiwillige im folgenden, über ein Jahr dauernden Israelischen Unabhängigkeitskrieg, für Israel einen Hügel einzunehmen. Keiner von ihnen überlebt. Ihr persönlicher Einsatz macht eindringlich die Motivation für die Gründung Israels deutlich. In einer Schlüsselszene etwa steht der im britschen Mandatsgebiet Palästina geborene David einem ägyptischen Soldaten gegenüber – der sich als ehemaliger SS-Mann entpuppt.
Zum Abschluss der Reihe ist „Light out of Nowhere“ aus dem Jahr 1973 zu sehen. Hintergrund ist die in den 70ern aufbegehrende Black-Panther-Bewegung der Sephardim, der jüdischen Einwanderer aus dem Orient. Bis heute stellen fast ausnahmslos Ashkenasim aus dem Okzident die Eliten. Selbst im Kino wurden die schlechter angesehenen Sephardim meist von Ashkenasim gespielt – während Erstere die gesellschaftlich noch schlechter dastehenden Araberinnen darstellten. In Nissim Dayans Film aber spielen sich die Marginalisierten selbst: In einem Tel Aviver Elendsquartier findet der junge Shaul seinen Platz in der israelischen Gesellschaft nicht. Beachtet wurde der Film damals, während des Jom-Kippur-Krieges, kaum.
Die ashkenasische Einwanderung ist auch Thema des Eröffnungfilms der Reihe in den Elbvororten: „Odessa, Odessa“ von Michale Boganim aus dem Jahr 2004 ist eine Doku über die israelische Stadt Asdod, einen sehnsuchtsvollen Versuch die vernichtete Kultur Odessas – vor der Besetzung durch die deutsche Wehrmacht eines der Zentren jüdischen Lebens in Europa – weiterleben zu lassen.
Den Abschluss macht hier Dror Shauls in einem Kibbuz angesiedelter aktueller Spielfilm „Sweet Mud“. Die emotional instabile Mutter des 12-jährigen Dvir kommt mit den Anforderungen des bäuerlich-kollektiv geprägten Lebens nicht mehr klar. Als der Junge merkt, wie das Kollektiv sie aufgibt, beschließt er, etwas Außergewöhnliche zu tun… GASTON KIRSCHE, MATT
Retrospektive „Aufbau“: Di, 10. 6. – Fr, 27. 6., Metropolis, Dammtorstr. 30a; Programm und Infos: www.metropoliskino.de Filmreihe „Israelische Filme“: Mi, 11. 6. – So, 15. 6., Elbe-Kino, Osdorfer Landstr. 198, und Blankeneser Kino, Blankeneser Bahnhofsstr. 4; www.elbe-kino.de, www.blankeneserkino.de
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