piwik no script img

Grüne wählen Greenhorns

Katharina Fegebank und Anjes Tjarks bilden neues GAL-Spitzenduo. Während Schwarz-Grün bei den Mitgliedern nicht mehr zur Debatte steht, wollen in Eimsbüttel SPD und GAL gemeinsam regieren

VON MARCO CARINI

Die GAL hat eine neue Parteispitze. Mit deutlicher Mehrheit wählte die Mitgliederversammlung der Hamburger Grünen am Sonntag mit Katharina Fegebank (31) und Anjes Tjarks (27) das jüngste Führungsduo der Parteigeschichte. Die beiden lösen die langjährigen Vorsitzenden Anja Hajduk und Jens Kerstan ab, die sich als Senatorin und Fraktionsvorsitzender neuen politischen Aufgaben widmen. Sie galten als die Wunschnachfolger der beiden aus dem Amt scheidenden GAL-Funktionäre.

Sowohl Fegebank als auch ihr Vize Tjark erhielten mehr als 100 von etwa 130 abgegebenen Stimmen und damit eine satte 80-Prozent-Mehrheit. Während Fegebank sich immerhin gegen drei Kandidaten, darunter der ehemalige Bürgerschaftsabgeordnete Peter Zamory, klar durchsetzte, war Tjarks ohne Gegenkandidaten angetreten. Zamory hatte in seiner Rede, in der er dem alten Vorstand vorwarf, sich im Wahlkampf unnötig auf Rot-Grün festgelegt zu haben, bei den stimmberechtigten GALiern nicht punkten können. Zu neuen Beisitzern im Landesvorstand wurden die Wandsbeker Bezirksabgeordnete Cornelia Prüter-Rabe und der für Anja Hajduk nachgerückte grüne Bundestagsabgeordnete Manuel Sarrazin gewählt.

Fegebank erklärte in ihrer Vorstellungsrede vor nur gut 130 im Bürgerhaus Wilhelmsburg anwesenden GAL-Mitgliedern, sie wolle die Parteispitze zur „Kommunikationsschnittstelle“ zwischen den grünen SenatorInnen, der Fraktion und der Partei machen. Die Partei dürfe nicht „zum Wurmfortsatz des Senats und der Fraktion“ verkommen. Die wissenschaftliche Mitarbeiterin betonte, es sei „richtig gewesen, dass wir in diese Koalition gegangen sind“. Nun gehe es darum, „Hamburg einen grünen Stempel aufzudrücken“. Sie träume davon, „2012 in die Stadtbahn zu steigen, mit ihr durch die Umweltzone zu fahren und dabei überall Solaranlagen auf den Hausdächern zu sehen.“

Anjes Tjarks, der wie Fegebank seit 2005 bereits als Beisitzer im Landesvorstand ist, verdiente sich als Manager des Bürgerschaftswahlkampfes erste Sporen. In seiner Rede lobte er den Hamburger Koalitionsvertrag über den grünen Klee. Er „tropfe vor grüner Tinte“ und sei Ausdruck einer „gleichberechtigten Partnerschaft“, sagte Tjarks.

Mir der Wahl von Fegebank und Tjarks schließt die GAL einen durch das Wahlergebnis und die Koalitionsbildung ausgelösten Verjüngungsprozess vorläufig ab. Während Christa Goetsch (Schulsenatorin), Christian Maaß (Umweltstaatsrat), Till Steffen (Justizsenator) oder Jörg Lühmann (Kandidatur gescheitert) die Bürgerschaftsfraktion verließen, rückten mit Jenny Weggen (26) und Linda Hoffmann (25) ambitionierte, aber noch wenig profilierte Neu-Parlamentarierinnen nach.

Während der GAL-Landesverband mit der Wahl das letzten Personaltableaus die schwarz-grüne Ära komplettierte, setzte die Eimsbüttler GAL am Sonntag ein entgegengesetztes Signal. Gemeinsam mit der SPD des Kreises verkündete sie, im Bezirk zukünftig mit einem „rot-grünen Kernbündnis“ regieren zu wollen.

Da beide Parteien über keine Mehrheit in der Bezirksversammlung verfügen, bedauerten sie, „dass die Partei Die Linke die Chance zu einer verbindlichen Zusammenarbeit nicht nutzen wolle“. Mit der CDU und der FDP strebe man aber in Eimsbüttel engere Zusammenarbeit an.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen