piwik no script img

Luchs-Projekt im Harz verläuft erfolgreich

Wiederansiedlung nach fast 200 Jahren. Zehn toten Raubkatzen stehen 44 Geburten gegenüber. Tiere streifen bis nach Göttingen. Sie rissen hunderte Rehe und attackierten auch Hunde. Spezielles Besuchsangebot soll Akzeptanz erhöhen

Den letzten Luchs im Harz hetzten 1812 hunderte Jäger und Treiber zu Tode. Tagelang dauerte die Jagd. In der Nähe der Ortschaft Lautentahl wurde das Tier schließlich erlegt. Fast 200 Jahre später, im Jahr 2000, begann die Wiederansiedlung von Luchsen in dem Gebirge. Seitdem wurden 24 Luchse in die Wildnis entlassen. Das Programm verläuft aus Sicht der Nationalparkverwaltung erfolgreich. Schon 44 Jungtiere seien in freier Wildbahn geboren worden, sagt Nationalpark-Sprecher Friedhart Knolle.

Den Beobachtungen der Nationalparkverwaltung zufolge dehnen die frei lebenden Raubkatzen mit den Pinselohren ihre Streifgebiete immer weiter aus. Luchse wurden bereits im Solling, im Eichsfeld, bei Alfeld sowie in kleineren Waldgebieten nördlich des Harzes beobachtet. Ein Luchskater ist durch das nördliche Harzvorland mehr als 80 Kilometer weit bis in das Waldgebiet Elm bei Braunschweig gezogen. Anfang dieser Woche haben Förster auch bei Göttingen Luchse gesehen.

Nachweisen lassen sich die Luchse auch durch die Art, wie sie ihre Beute reißen. Durch so genannte Fotofallen und durch ihre Ohrmarken könnten einzelne Tiere identifiziert werden, erläuterte kürzlich der Luchs-Experte im Nationalpark, Ole Anders. Im vergangenen Frühjahr bekam einer der ausgewilderten Luchse ein Senderhalsband um den Hals gelegt. Forscher konnten so genau seinen Weg verfolgen.

Die Luchse im Harz haben bislang neben kleinen Tieren an die hundert Rehe und mehrere Rothirsch-Kälber gerissen. Auch Schafe und Ziegen wurden von ihnen schon getötet. Die betroffenen Besitzer erhalten vom Land Niedersachsen eine Entschädigung. „Die Höhe des Betrages orientiert sich am Marktwert des jeweils verloren gegangenen Tieres“, sagt Anders.

Nachdem Luchse mehrmals Hunde attackiert hatten, geriet das Luchs-Projekt zwischenzeitlich in die Kritik. Der Nationalpark Harz will deshalb noch mehr für die Initiative werben. An zunächst drei Tagen werde ein so genanntes „Luchs-Ticket“ angeboten, das „einen unvergesslichen Tag bei den Harzer Luchsen garantiert“, sagte gestern Nationalpark-Sprecher Knolle. Das „Luchs-Ticket“ umfasst Besuche in einer neuen Luchs-Ausstellung im Haus der Natur in Bad Harzburg sowie des Luchsgeheges. Dort können die Teilnehmer auch eine Luchsfütterung miterleben. Danach serviert die Nationalpark-Waldgaststätte unter dem Motto „Futtern wie ein Luchs“ Wildbret vom Harzer Reh. REIMAR PAUL

Termine für Ausflüge mit den „Luchs-Tickets“ sind der 29. August, der 26. September und der 17. Oktober. Beginn ist jeweils um 14 Uhr. Anmeldungen und Informationen im Haus der Natur, ☎ 05322/ 784337.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen