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Bye, Bye Bonz

Hamburgs Bürgermeister von Beust ersetzt illoyalen Staatsrat durch einen Unternehmensberater

Dass Ole von Beust (CDU) sichtlich verschnupft war, lag nicht nur an der schweren Erkältung, die er sich während seines Sylt-Urlaubs eingefangenen hatte. Die Eigenmächtigkeiten seines Wirtschaftsstaatsrats Gunther Bonz hatten dem Hamburger Bürgermeister sichtlich zugesetzt. Von Beusts Therapie: Gestern Mittag setzte er Bonz kurzerhand den Stuhl vor die Tür.

Über Bonz’ bevorstehenden Rauswurf war schon seit Tagen spekuliert worden. Mit einem den Medien zugespielten Vermerk über schwarz-grüne Geheimabsprachen zur umstrittenen Ansiedlung eines Möbelhauses in Hamburg-Eidelstedt hatte der parteilose Spitzenbeamte sich den massiven Ärger der Koalitionsspitzen zugezogen. Die Protokollnotiz galt als Indiz dafür, dass der wirtschaftsfreundliche Bonz den grüngefärbten Regierungskurs nach Kräften sabotieren werde.

Neuer Wirtschaftsstaatsrat wird Carsten Frigge, Gründer und Geschäftsführer der Düsseldorfer Unternehmensberatung C4 Consulting. Der 45-jährige gebürtige Hamburger hat zudem einen Lehrstuhl für Wirtschaftspsychologie der Universität des Saarlandes inne.

Während die Linke die GAL geißelte, nicht für Transparenz in der Koalition zu sorgen, warf SPD-Fraktionschef Michael Neumann von Beust vor, „die aktuelle Senatskrise“ nicht „in den Griff zu bekommen“ und mit Bonz nur „ein Bauernopfer“ gefunden zu haben. „Nicht die Lüge scheint für den Bürgermeister das Problem zu sein, sondern die Tatsache, dass sie rausgekommen ist“, sagt Neumann. Von Beust müsse jetzt „unmissverständlich die Frage beantworten, ob es weitere Absprachen jenseits des schwarz-grünen Koalitionsvertrages gibt“. mac

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