radioisotope: Der GAU für die Nuklearmedizin
Ein Zwischenfall in einer belgischen Atomanlage löst bei Nuklearmedizinern den Notfallplan aus. Nicht die freigesetzten radioaktiven Substanzen sind die Ursache dafür. Ganz im Gegenteil: Der Nachschub an Radionuklide bleibt aus und droht einen Teil der Hightech-Medizin lahmzulegen. Vor allem von den Engpässen des radioaktiven Technetium sind viele Patienten betroffen. Es wird häufig bei nuklearmedizinischen Untersuchungen eingesetzt, etwa vor und nach Brustkrebsoperationen, bei Transplantationen, Herzoperationen oder auch bei der Chemotherapie von Tumoren. Technetium hat nur eine Halbwertzeit von wenigen Tagen und muss daher ständig neu produziert werden. Notwendig dafür ist radioaktives Molybdän, und das wurde unter anderem in dem belgischen Atomreaktor bei Fleurus hergestellt. Vor allem fünf Atomanlagen – in Belgien, Kanada, Südafrika, Frankreich und den Niederlanden – beliefern den weltweiten Markt für nuklearmedizinische Substanzen. Der Ausfall der belgischen Anlage allein hätte somit noch nicht den Notfallplan ausgelöst. Das Problem ist vielmehr, dass die Anlage in Kanada schon längere Zeit für Wartungsarbeiten abgeschaltet war. Die Anlage im nordholländischen Petten wurde aufgrund von „Gasblasen“ Ende August stillgelegt. Und in der französischen Anlage werden ebenfalls Wartungsarbeiten durchgeführt. Da kam der „nukleare Zwischenfall“ in Belgien – radioaktive Substanzen gelangten in die Umgebung – für die Nuklearmediziner zu einem wirklich sehr ungünstigen Zeitpunkt. WOLFGANG LÖHR
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