: vorlauf kinderhort Winkelmaiers suchen nach den schönsten Spielsachen
„Du, Lena, hast du das gesehen gestern? Jo Gerner hat Patricia betrogen“, hört man im Vorbeigehen aus dem Arbeitszimmer – die Neunjährige telefoniert mit ihrer Schulfreundin. Der tiefere Sinn ihrer Worte erschließt sich nur Eltern, die sich nicht zu schade sind, mit ihren Kindern wirklich alles zu teilen, auch die Leidenschaft für das Serielle, in diesem Fall für die wahrscheinlich langweiligste Soap: „Gute Zeiten schlechte Zeiten“. Was sich da montags bis freitags um 19.40 Uhr vor deutschen Fernsehern abspielt – Mitsingen der Titelmelodie, Kreischen und Augenzuhalten bei auch nur angedeuteten Umarmungen unter den Darstellern –, führt eigentlich zu weit. Eltern müssen die Tagesschau im winzigen Küchenfernseher anschauen, damit der Nachwuchs ungestört in Breitwand und Stereo Cora, Julia, Nico und wie sie alle heißen, beim die Intelligenz beleidigenden Tür-auf-quassel-quassel-Tür-zu zusehen kann.
Aber jetzt ist Wochenende. 48 Stunden, in denen Ruhe herrscht an der GZSZ-Front. 48 Stunden, in denen Eltern Gelegenheit haben, endlich einmal selbst die Macht der Fernbedienung zu spüren. Oder ihren Kindern ihre Liebe zu beweisen: mit einem Ausflug ins Filmmuseum Potsdam. Hier läuft noch bis zum 23. Februar die Ausstellung „Daily Soap – Der Weg zum Glück“ (10 bis 18 Uhr, Eintritt 3 €, Erwachsene 4 €).
Hier trifft man sicher auf jede Menge minderjährige Fans von „Verbotene Liebe“ „Marienhof“ und so weiter. Die mitgebrachten „GZSZ“-Fans können in Originalkulissen erfahren, wie pappig ihre Traumwelt aussieht. Und Eltern können sich auf Zeitreise begeben. Denn natürlich gibt es auch einen Ausstellungsteil über die Mutter aller deutschen Soaps: die „Lindenstraße“.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen