: „Pro Reli“ geht auf die Straße
Das Volksbegehren für Religion als Wahlpflichtfach an den Schulen ist gestartet. 1.500 sammeln Unterschriften
Unterricht auf dem Breitscheidplatz: Während draußen Passanten vorbeischlendern, diskutieren im weißen Zelt ein gutes Dutzend Schüler der katholischen Salvatorschule mit ihrem Religionslehrer über ein Bild von Keith Haring. Ein kleiner Mensch ist darauf zu sehen, der von zwei Großen an den Händen gehalten wird. „Nach welchen Normen erziehen diese Eltern ihr Kind?“, fragt der Lehrer.
Wenn es nach den Initiatoren von „Pro Reli“ ginge, sollen bald noch mehr Schüler einen solchen Religionsunterricht besuchen: Am Montagmorgen starteten sie vor der Gedächtniskirche ihr Volksbegehren. Sie wollen, dass sich die Berliner Schüler in Zukunft ab der ersten Klasse zwischen den Fächern Religion und Ethik entscheiden können. Bisher ist Ethikunterricht in den Klassen sieben bis zehn Pflicht, der Besuch des Religionsunterrichts dagegen freiwillig.
Vier Monate haben die Religionsbefürworter nun Zeit, um für ihr Anliegen 170.000 Unterschriften zu sammeln. Gelingt das, könnte zum Beispiel parallel zu Europawahl am 7. Juni 2009 ein Volksentscheid stattfinden. Die öffentliche Schulstunde soll zeigen, dass Religionsunterricht „nichts ist, wofür man sich verstecken müsste“, wie Christoph Lehmann, Chef der Initiative, es formuliert. Mit dem Zelt als „fliegendem Klassenzimmer“ will „Pro Reli“ durch die Bezirke touren. Es stünden zudem zirka 1.500 Ehrenamtliche in den Gemeinden bereit, auf den Straßen für „Pro Reli“ zu werben. Unterschriftenlisten liegen auch in den Bürgerämtern aus.
Weil die Initiative keine pauschale Genehmigung für das Aufstellen von Ständen bekommen hat, muss sie nun jede Aktion bei den Bezirken einzeln anmelden. Lehmann warf Senatorin Ingeborg Junge-Reyer (SPD) vor, das Begehren bewusst zu behindern. „Das ist ein dramatischer Organisationsaufwand, der offensichtlich politisch beabsichtigt ist.“ Deren Sprecher wies das zurück. Ein pauschale Genehmigung würde es nur in Ausnahmefällen geben. „Dafür sehen wir hier keine Notwendigkeit.“ ANTJE LANG-LENDORFF
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