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Schüler-Radio in BremenhavenDas neue Medium als pädagogischer Rundumschlag

Mit Eminem in den Morgen

taz ■ „Die erste Sendung hat super viel Spaß gemacht“, schwärmt Oxana Taube, eine von drei Moderatorinnen des neuen Schülerradios „Pick Up“ aus Bremerhaven. „Selbst wenn man früh aufstehen und einen Teil seiner Freizeit opfern muss“, erklärt die 15-jährige Schülerin von der Georg Büchner-Schule. Das Programm fängt nämlich schon um 6 Uhr morgens an – es dauert dann zwei Stunden. Nach getaner Arbeit wartet auf die jungen Radio-Macherinnen dann die Schulbank.

Gesendet wird aus dem Studio des offenen Kanals in Bremerhaven auf 90,7 Mhz UKW und 96,95 Mhz im Kabelnetz. Gemacht wird es von Schülern für Schüler. Die können sich täglich per SMS oder E-Mail ihre größten Hits wünschen, Grüße loswerden, eigene Beiträge machen oder auch selbst hinter dem Mikrophon Platz nehmen – allmorgendlich außer mittwochs. Wer um die Zeit schon aus den Federn ist, bekommt die aktuellen Schulnachrichten lange vor dem Läuten zur ersten Stunde ins Haus geliefert: Ob der Unterricht wegen Glatteis ausfällt oder ob für den Abend eine Party geplant ist.

Die Idee zu dem Projekt hatten die beiden Lehrer Peter Balnat und Uwe Zander von der „Berufsfachschule Medienkompetenz“. Dabei kooperieren sie mit der Stadtbildstelle und dem Lehrerfortbildungsinstitut. „Wir wollen junge Leute ans Radiomachen bringen und hoffen, dass es richtig einschlägt“, erklärt Zander und hat dabei als Lehrer natürlich verschiedene didaktische Absichten.

Am Anfang gibt‘s in einem zweitägigen Seminar eine kleine journalistische Ausbildung: Wie gestalte ich einen Beitrag und wie funktioniert die Software, um ihn zu schneiden? Wie führe ich ein Interview und was darf bei einer Nachricht nicht fehlen? Selbstständigkeit, Austausch und Teamfähigkeit sind die obersten Lernziele. Denn was gesendet wird, bleibt allein dem Redaktionsteam überlassen – eine Zensur findet nicht statt.

„Pick-Up-Radio macht es möglich, das eigene Medienverhalten zu reflektieren“, so Zander. Außerdem könne man die praktische Radioarbeit in vielen Unterrichtsfächern wie etwa Deutsch, Politik, Englisch oder Musik behandeln. Vielleicht eröffne es für manchen sogar eine berufliche Perspektive. Ein pädagogischer Rundumschlag, der trotzdem Spass macht? Klingt fast zu schön, um wahr zu sein.

Weil Schule nun offensichtlich doch interessant sein kann, fehlte beim ersten Mal auch dieser Song nicht: „That‘s what I go to school for“. jf

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