der große public-value-test (2): Heute: der Pilcher-Sender
Was ist gut fürs Gemeinwohl? Die Öffentlich-Rechtlichen finden: ihre Inhalte – und wollen auch das Internet damit füllen. Die Privaten finden: Das ist nicht deren Auftrag. Am 23. Oktober klopfen die Ministerpräsidenten Spielregeln für das digitale Zeitalter fest. Bis dahin fragen wir: Wie ist es denn nun um den sogenannten Public Value der Sender bestellt?
Name: ZDF
Alter: 45
Sitz: Mainz
Merkt man davon was? Manchmal wirkt das ZDF verschnarcht. Je nachdem also, wie spannend man Mainz findet: ja/nein
Chef: Markus Schächter
Sein Parteibuch: keines, aber CDU-Nähe vorhanden
Information: 46,7 Prozent
Unterhaltung: 33,5 Prozent
Marktanteil (September): 12,3 Prozent. 6,1 Prozent bei den 14- bis 49-Jährigen.
Programm-Highlights: das „Morgenmagazin“, weil man damit gut in den Tag kommt. „Derrick“ – international ein Knaller. „Das kleine Fernsehspiel“. Manches aus dem Kinderprogramm, von „Löwenzahn“ über „1, 2 oder 3“ bis „Ein Colt für alle Fälle“. Und die Pioniertätigkeit im Fall der später oft nachgemachten Wissen(schaft)sformate.
Tiefpunkte: die Übernahme des „Bergdoktors“ von Sat.1. Der Sendeplatz des „kleinen Fernsehspiels“ mitten in der Nacht. Außerdem: das Füllen bester Sendeplätze mit Rosamunde-Pilcher-Filmen.
Typisch bei zdf.de: Am meisten gesehen in der Mediathek: die Telenovela „Wege zum Glück“.
Public Value: Claus Kleber ist immer noch der Chef eines der besten deutschen Informationsformate, des „heute journals“, und Thomas Gottschalk nach wie vor das Gesicht des Familienfernsehens.
Bilanz: Etat von ca. 1,6 Milliarden Euro – und trotzdem zu wenig Personal: Johannes B. Kerner flog extra von den Olympischen Spielen aus Peking nach Nürnberg, um ein Fußball-Freundschaftsspiel zu moderieren.
Inoffizielles Motto: Mit dem Zweiten sieht man besser, weil die Hauptzielgruppe auf dem ersten einen Grauen Star hat.
Fazit: Mainz bleibt Mainz, wie es sehr gut informiert und ansonsten Rosamunde Pilcher sendet.
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