Michael Geyer, der Gründer von „buten un binnen“, ist tot:
Wenn man die Glotze anschaltet, grinst es einen an. Da wird gelächelt bis zum Anschlag. Michael Geyer, Gründungsvater von buten un binnen, war einer, der in diese Gesellschaft nicht hineinpassen wollte. Er konnte sich selbst ein wenig mokieren über seine Art. Zum 20. Geburtstag von bubi erzählte er die Anekdote, dass einmal in der taz zu lesen war, die Kinder flüchteten sich hinter einen dicken Sessel, wenn Geyer auf dem Bildschirm mit „liebe Zuschauer“ erschien. „Unterhaltung“ stand nicht als erste Journalistenpflicht über allem. Scharf und scharfsinnig waren seine Fragen an die Gäste im Studio.
Michael Geyer war in seinem Stil unaufwändig. Seine Sätze waren sparsam, seine Kommentare in den Tagesthemen von lakonisch trockenem Ton. Eitelkeit hielt er für eine der Todsünden des Journalisten. Und seine Nachlässigkeit, was das Äußere seiner Fernsehpräsenz betraf, hatte nicht nur den Grund darin, dass er aus der 68er Generation stammte. Während andere schnell ihren Weg in teure Anzüge fanden, wollte er sich nicht in den Mittelpunkt drängen, nicht auffallen, sachlich bleiben.
Brillanz in Knappheit und in Präzision – auch im Umgang mit Kollegen. Ein Blick aus seinen Augen, ein kleines Leuchten – man konnte diesen manchmal so spröden Kollegen sehr gerne haben.
In Cottbus 1940 geboren, kam Geyer 1970 als Hörfunk-Redakteur zu Radio Bremen. 1980 wechselte er zum Regional-TV, zehn Jahre später wurde er „Chefredakteur Fernsehen“. Am letzten Arbeitstag im Jahr 2000 wollte er sich sang- und klanglos davonmachen. Die Kollegen haben ihn mit einem Spalier zum Ausgang begleitet. Michael Geyer starb gestern im Alter von nur 62 Jahren. K.W.
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